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Syrien

Feuerpause für Aleppo durchsetzen - Flüchtlinge brauchen Hilfe!

Bozen, Göttingen, 2. August 2012

Blick auf Aleppo von der Zitadelle aus. Blick auf Aleppo von der Zitadelle aus.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert für die umkämpfte nordsyrische Handelsmetropole Aleppo eine Feuerpause, damit die Not leidenden Zivilisten und Flüchtlinge in der Stadt mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden können. "Die internationale Staatengemeinschaft, allen voran die USA und Russland, müssen dringend ihren Einfluss auf die Kriegsparteien geltend machen und eine Feuerpause durchsetzen", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Donnerstag in Göttingen. Während Russland das syrische Regime unterstützt, bekommt die Opposition Rückendeckung von den USA.

Der GfbV-Nahostreferent steht in ständigem Kontakt mit verschiedenen Organisationen in Aleppo, aber auch mit Privatpersonen. Dort leben noch enge Verwandte von ihm. Sie berichten, dass tausende Menschen aus östlichen und südöstlichen überwiegend von Sunniten bewohnten Stadtvierteln in die überwiegend von Kurden bewohnten Stadtviertel Scheikh Maqsud und Al-Ashrafiya im Norden der Stadt geflohen sind und dort Schutz in Moscheen, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden gesucht haben. Viele sunnitische Flüchtlinge retteten sich auch in christliche Viertel wie Sulaymanya, Suryan und Al Maydan. Die Flüchtlinge in Aleppo benötigen dringend Trinkwasser, Lebensmittel und Medikamente. Da die städtische Müllabfuhr seit Wochen ausgefallen ist, könnten bei den hohen sommerlichen Temperaturen bis 40 Grad sehr bald lebensbedrohliche Seuchen wie Cholera ausbrechen, fürchten viele Einwohner der Stadt.

"Eigentlich dürfen Muslime im heiligen muslimischen Fastenmonat Ramadan nicht kämpfen", sagte Sido. Trotz der Fastenzeit, die viele Angehörige der Weltreligion Islam einhalten, greifen die Truppen von Baschar al-Assad die Rebellen in Aleppo mit Kampfhubschraubern und Artillerie den fünften Tag in Folge an. Die Gegner des Despoten, die sunnitischen Rebellen, reagieren ihrerseits mit modernen Sturm- und Maschinengewehren, mit Granaten, die von der Assad-Armee erobert wurden oder die von Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten über die Türkei nach Syrien gelangen.

Von den 2,9 Millionen Einwohnern Aleppos sind 80 Prozent sunnitische Muslime, in ihrer Mehrheit Araber, gefolgt von Kurden. Mehr als 250.000 Einwohner sind Christen, das entspricht zwölf Prozent der Stadtbevölkerung. Die Mehrheit von ihnen spricht Armenisch. Die meisten Christen gehören der armenisch-apostolischen, syrisch-orthodoxen oder griechisch-orthodoxen Kirche an. Es gibt auch viele Katholiken. Protestanten bilden eine Minderheit. In Aleppo sind zurzeit 45 Kirchen aktiv und in einigen Bezirken stellen die Christen die Mehrheit.