In: Home > News > Syrien: Todesdrohungen in IS-Hochburg Ar-Raqqa - Kurden sollen die Stadt verlassen
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Bozen, Göttingen, 24. Juni 2015
Palmyra, Syrien, 2010. Foto: Flickr/yeowatzup.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) soll alle Kurden in
Ar-Raqqa unter Todesdrohungen dazu aufgefordert haben, die
nordsyrische Stadt innerhalb von 72 Stunden in Richtung
Süden zu verlassen. Dort befindet sich die syrische
Halbwüste. Wer dem nicht Folge leiste, müsse mit seinem
Leben bezahlen, berichteten kurdische Aktivisten aus dem
syrisch-kurdischen Kanton Kobani der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen in der Nacht zum
Mittwoch. Die Extremisten hätten den Kurden in Ar-Raqqa
vorgeworfen: "Ihr kooperiert aktiv mit den Kreuzfahrern, den
westlichen Staaten, gegen das islamische Kalifat IS ..." Die
Aufforderung, die Stadt zu verlassen, wurde über die
Lautsprecher der Moscheen und auf Flugblättern in arabischer
Schrift verbreitet, die in ganz Ar-Raqqa verteilt wurden. Der
GfbV wurde per E-Mail ein eingescanntes Flugblatt
zugeschickt.
Ar-Raqqa liegt am mittleren Euphrat und ist die Hochburg des IS.
Im März 2013 wurde die Stadt von "gemäßigten"
islamistischen syrischen Rebellen besetzt. Mitte August 2013 kam
die Stadt schließlich unter Kontrolle des IS. Die von
einigen westlichen Regierungen, Saud-Arabien und der Türkei
unterstützte syrische Opposition hatte damals kaum
Widerstand gegen den IS geleistet. Viele "pro-westliche"
Kämpfer wechselten die Seiten und schlossen sich dem IS
an.
Bereits damals wurden Zehntausende Kurden und die meisten der
wenigen Christen aus Ar-Raqqa vertrieben. Wie viele Kurden genau
noch in der Stadt leben, ist unbekannt. Es dürften noch
mehrere tausend sein. Die kurdische YPG-Miliz und ihre arabischen
Verbündeten stehen etwa 50 Kilometer nördlich vor
Ar-Raqqa. Sie haben die IS-Extremisten am 16. Juni 2015 aus der
nordsyrischen Stadt Tall Abjad verjagt. Während die Kurden
von der US-Luftwaffe unterstützt werden, wird der IS von der
türkischen Regierung zumindest geduldet.
Ende 2010 lebten in Raqqa etwa 200.000 Menschen. Die meisten
waren sunnitische Araber. Dort gab es aber auch viele Kurden und
eine klein Anzahl von Schiiten und Christen. Nach der Eroberung
der Stadt durch Islamisten wurde die schiitische Ammar ibn
Yassir-Moschee im Norden der Stadt von sunnitischen Rebellen zum
Teil zerstört. Am 26. September 2013 setzten Islamisten die
armenisch-orthodoxe Kirche Sajjida-al-Bishara in Brand, nachdem
zuvor bereits die Holzkreuze und christliche Bildnisse von den
Wänden gerissen und angezündet worden waren. Die
wenigen noch in der Stadt verbliebenen Christen wurden dazu
gezwungen, eine Kopfsteuer zu zahlen. Sie durften nicht in der
Öffentlichkeit beten. Das Rauchen, der Genuss von Alkohol
und das Hören von weltlicher Musik wurden vom IS
verboten.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150611de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150609de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150522de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150320de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150128de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141030de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/141009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140811de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Syrien