In: Home > News > Brasilien: Guaraní-Kaiowá bitten um Unterstützung für die Durchsetzung ihrer Landrechte und ein Ende der Gewalt
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Bozen, Göttingen, 6. September 2017
Wenn Guaraní-Kaiowá in den wenigen verbliebenen Waldstücken jagen wollen, werden sie von Sicherheitskräften der Großgrundbesitzer beschossen. Foto: Privat/GfbV.
Die existentiell bedrohten
Guaraní-Kaiowá-Indianer in Brasilien wünschen
sich nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) in ihrer großen Not dringend mehr Druck der
europäischen Öffentlichkeit auf die brasilianische
Regierung, damit diese endlich die große Gewalt gegen die
Indigenen im Bundesstaat Mato Grosso do Sul eindämmt und ihr
traditionelles Territorium formal anerkennt. Diesen dringenden
Appell haben verschiedene Oberhäupter der
Guaraní-Kaiowá an die acht Delegierten des
europäischen Guaraní-Kaiowá Support Network
gerichtet, die in der vergangenen Woche mehrere der von den
Indigenen zurückeroberte Gebiete (Retomadas), Gräber
von Opfern der Paramilitärs, Schauplätze von Gewalt und
auch Reservate besucht haben. Der Delegation aus Spanien,
Portugal, Katalonien, Italien und Deutschland gehören mit
der Fotografin Katie Mähler und der Anthropologin Sabrina
Tschiche auch zwei Vertreterinnen der GfbV an.
Die persönlichen Gespräche mit den Betroffenen machten
die alltägliche Gewalt deutlich, die ihr Leben prägt,
schilderten die GfbV-Delegierten via E-Mail ihre Eindrücke.
Viele Dörfer sind vollkommen von den Feldern der
Großgrundbesitzer eingeschlossen, die rücksichtslos
Pestizide aus der Luft versprühen lassen. Daran sind bereits
Kinder erkrankt. Wenn Guaraní-Kaiowá in den wenigen
verbliebenen Waldstücken jagen wollen, werden sie von
Sicherheitskräften der Großgrundbesitzer beschossen.
Viele Morde an Indigenen sind bis heute nicht aufgeklärt.
Immer wieder werden Guaraní-Kaiowá von dem Land,
auf dem sie gerade siedeln, vertrieben. Sie haben dann nur wenig
Zeit, ihre Habseligkeiten zu packen, bevor Bulldozer ihre
Häuser niederwalzen. Um zu den Gräbern ihrer
Angehörigen zu kommen, müssen sie ihr altes, nun
abgesperrtes Land heimlich besuchen, um nicht von den oft
betrunkenen Wachtposten beschossen zu werden.
Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des 40 Jahren
bestehenden Rates der Guaraní-Kaiowá (Aty Guasu),
des Rates der Frauen (Aty Kunha), des Rates der jungen Leute (Aty
Raj) sowie spiritueller Führungspersonen (Nhande Rys und
Nhande Sys) haben die Delegierten Ideen für ein
europäisches Unterstützernetzwerk entwickelt. Dieses
soll u.a. dabei helfen, die Unternehmen zu ermitteln, die
für den Raub ihres Landes, die Abholzung des Waldes und die
Vertreibung der indigenen Gemeinschaften mitverantwortlich sind
und dort Soja-Monokulturen oder Zuckerrohrpflanzungen angelegt
haben. Diese Firmen müssten dafür zur Rechenschaft
gezogen werden und vor allen Dingen müssten
Großgrundbesitzer bestraft werden, die Söldner gegen
zurückkehrende Guaraní-Kaiowá angeheuert
haben. Diese Mordkommandos hätten seit 1998 schon 800
Indigene skrupellos getötet. Die
Guaraní-Kaiowá in Mato Grosso do Sul sind mit etwa
50.000 Menschen eines der größten indigenen
Völker Brasiliens.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091126de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090806de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090804de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090529de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080515ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080416de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
in www: https://en.wikipedia.org/wiki/Guarani-Kaiowá