Bozen, Göttingen, 15. Mai 2008
Mehr als 120 Vertreter von Ureinwohnern aus aller Welt werden
auf der am Montag in Bonn beginnenden 9. Vertragsstaatenkonferenz
der Biodiversitätskonvention ein Ende des Ausverkaufs der
Rechte indigener Völker fordern. Dies erklärte die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag
in Göttingen bei der Vorstellung eines neuen
Menschenrechtsreportes zu Biodiversität und indigenen
Völkern. In der Diskussion um einen wirksamen Artenschutz
werde kaum wahrgenommen, dass das Überleben von weltweit
etwa 370 Millionen Ureinwohnern massiv vom Verlust der
Artenvielfalt bedroht sei, erklärte die
Menschenrechtsorganisation in dem 37 Seiten umfassenden
Report.
Die Biodiversitätskonferenz, an der 188 Vertragsstaaten
teilnehmen werden, biete die Chance eines wirksamen Schutzes der
Rechte von mehr als 5000 indigenen Gemeinschaften in 75 Staaten.
Nicht nur die Folgen des Klimawandels und der Zerstörung der
Regenwälder bedrohten die Artenvielfalt und das
Überleben von Millionen Ureinwohnern. Als massiven Eingriff
würden die indigenen Völker auch die Bemühungen
von Pharmakonzernen und großen agroindustriellen
Unternehmen betrachten, das traditionelle und medizinisch
verwertbare Wissen indigener Kulturen für sich in Form von
Patenten nutzbar zu machen. Denn die Ureinwohner würden
weder zuvor gefragt, noch hätten sie irgendeine
Einspruchsmöglichkeit oder würden angemessen an den
daraus erzielten Gewinnen beteiligt.
Immer mehr indigene Völker sähen nicht mehr ein, warum
seit Generationen überliefertes Wissen nur von Fremden
genutzt werden dürfe und werteten dieses Verhalten
großer Unternehmen als Biopiraterie. Nachdrücklich
forderten die Ureinwohner einen wirksameren Schutz der
Biodiversität und ihres traditionellen Wissens. So
verlangten sie, dass biologische Ressourcen nur verwertet werden
dürften, wenn die von ihnen lebenden Ureinwohner dem zuvor
zugestimmt hätten. Nur so könne einer
unerwünschten Erforschung und einseitigen wirtschaftlichen
Nutzung von traditionellem Wissen und von Heilpflanzen indigener
Völker wirksam vorgebeugt werden. Dies sei wichtig, um einen
Raubbau an biologischen Ressourcen zu verhindern, der allzu oft
die unmittelbare Folge wissenschaftlicher Erforschung dieser
Pflanzen sei.
Immer häufiger versuchten indigene Völker, juristisch
gegen die Biopiraterie vorzugehen. Doch nur in wenigen
Fällen sei es ihnen bislang gelungen, wirksam ihre Rechte zu
sichern. Daher ruhten nun viele ihrer Erwartungen auf der
Weltnaturschutzkonferenz, die die Möglichkeit biete, diesen
Raubbau zu beenden und das Überleben indigener Völker
zu sichern.