In: Home > News > Internationaler Tag indigener Völker (9. August)
Bozen, Göttingen, 6. August 2009
Benki und Moisés Piyãko, Ashaninka-Indianer.
Viele Staaten ignorieren die von ihnen unterzeichneten
internationalen Konventionen zum Schutz indigener Völker.
Diese ernüchternde Bilanz zieht die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des internationalen
Tages der indigenen Völker (09. August). In einem
elfseitigen Memorandum zur Situation der Ureinwohner auf vier
Kontinenten stellt die Menschenrechtsorganisation fest, dass
viele Staaten trotz Ratifizierung der Konvention 169 der
Inter-nationalen Arbeitsorganisation (International Labour
Organisation ILO), die als wegweisend für den Schutz der
weltweit mindestens 350 Millionen Indigenen gilt, im Alltag ihre
eingegangenen Selbstverpflichtungen missachten. "In Ländern,
die die Konvention 169 ratifizierten oder die "Erklärung der
Rechte Indigener Völker" in der Vollversammlung der
Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten, klafft zwischen Theorie
und Praxis des Schutzes indigener Völker noch immer eine
breite Kluft", erklärte die GfbV-Referentin für
indigene Völker, Yvonne Bangert, am Donnerstag in
Göttingen. Ursache dafür seien vor allem das Interesse
an Rohstoffen auf dem Land der Ureinwohner sowie ihre anhaltende
Diskriminierung als nicht gleichberechtigte Partner.
Anhand von Beispielen in neun Ländern Asiens, Afrikas,
Lateinamerikas und Europas dokumentiert die GfbV in ihrem neuen
Memorandum, wie völkerrechtlich verbindliche Konventionen
und Resolutionen der UN übergangen und verletzt werden. So
wird in Guatemala, das die ILO-Konvention 169 ratifiziert hat,
die Gesundheit von Maya-Indianern durch Gold- und Silberabbau
massiv beeinträchtigt. Die Behörden schreiten nicht
ein, obwohl die Maya gegen die Edelmetallgewinnung protestieren.
Sie wurden nicht, wie es die Konvention verlangt, um Zustimmung
zum Gold-Abbau gebeten. In Kolumbien werden indigene Völker
durch die Ausweitung des Bergbaus und der Plantagenwirtschaft
bedrängt. Trotz der Anerkennung grundlegender Rechte der
indigenen Völker in der Verfassung Kolumbiens, bleiben diese
Bestimmungen in der Realität wirkungslos. Mindestens 28
indigene Völker Kolumbiens gelten als akut bedroht. Nicht
besser ist die Lage in Peru, das die ILO-Konvention 169 ebenfalls
ratifiziert hat. Selbst die Niederlande ignorieren die
Konvention. So ist das niederländische Königshaus der
bedeutendste Anteilseigner des Öl-Konzerns Shell, der im
Nigerdelta Nigerias systematisch Menschenrechte von Ureinwohnern
verletzt.
Aber auch in Algerien, Mali und Namibia, die sich für die
Verabschiedung der "Erklärung der Rechte Indigener
Völker" aussprachen, kommen die Ureinwohner nicht zu ihrem
Recht. So verweigert Algerien den Masiren (Berbern) die
Anerkennung ihrer traditionellen Sprache und Kultur und lehnt es
ab, die Verantwortlichen für die willkürliche
Tötung von 128 kabylischen Demonstranten zu bestrafen. In
Namibia wird gegen den Widerstand von Himba-Nomaden ein
Staudammprojekt vorangetrieben, das die Ureinwohner akut bedroht.
In Mali wird Tuareg-Nomaden Weideland genommen, um
Rohstoffkonzernen die Erschließung neuer Öl- und
Mineralienvorkommen zu ermöglichen. Russland, das die
"UN-Konvention über wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Rechte" ratifizierte, missachtet systematisch die Rechte der
indigenen Völker Sibiriens.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090804de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090529de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080515ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071220de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071204de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070109de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/dekade.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
in www: http://en.wikipedia.org/wiki/Indigenous_peoples
| www.ipcc.ch | www.ienearth.org