In: Home > News > Nordsyrien: Schwere Vorwürfe gegen türkische Besatzungsmacht in Afrin
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Bozen, Göttingen, 17. Juli 2018
Eine Menschenrechtsaktion der Gesellschaft für bedrohte Völker in Berlin gegen die Besetzung Afrins. Foto: GfbV Archiv.
Schwere Vorwürfe hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) gegen die türkische Besatzungsmacht im
nordsyrischen Kurdengebiet Afrin erhoben. "Während Donald
Trump und Wladimir Putin in Helsinki über den Konflikt in
Syrien sprachen, ließ der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan seine Schergen im besetzten Afrin morden,
vertreiben und enteignen. Alle kurdischen Schriften und Schilder
wurden entfernt und auch der Kurdisch-Unterricht an den Schulen
soll nach den Ferien nicht wieder aufgenommen werden", berichtete
der GfbV-Nahost-Experte Kamal Sido, der selbst aus Afrin stammt,
am Dienstag in Göttingen.
Nach GfbV-Angaben haben kurdische Aktivisten allein zwischen dem
1. und 15. Juli rund 120 Entführungen, sieben Morde, zehn
Raubüberfälle und 27 Razzien dokumentiert, bei denen
das Eigentum der Betroffenen zerstört wurde. Außerdem
wurden vier Felder angezündet. "Das ist nur die Spitze des
Eisberges", kritisierte Sido. "Seit Eroberung der Kurdenregion am
18. März hat das türkische Militär mindestens
3.000 Kurden verschleppt. Es gibt Schätzungen, dass sogar
bis zu 7.000 Kurden verschwunden sind. Aus Angst vor weiteren
Übergriffen wollen viele betroffene Familien unerkannt
bleiben. Immer wieder beschlagnahmen türkische Soldaten und
Islamisten Handys von Zivilisten, um herauszufinden, wer
Übergriffe weitermeldet."
Auch Befürchtungen der Kurden, ihre Immobilien an
arabisch-sunnitische Siedler aus anderen Teilen des Landes zu
verlieren, scheinen gerechtfertigt zu sein. "In der vergangenen
Woche hat die "Rechtsabteilung" des von der türkischen
Besatzungsmacht eingesetzten "Gemeinderates" in Afrin alle
Einwohner dazu aufgefordert, ihre Kaufverträge vorzulegen.
Sie sollen überprüft werden, um die angeblich
notwendigen rechtlichen Verfahren für Immobilien
abzuschließen", berichtete Sido. Die rund 250.000 Kurden,
die vor dem türkischen Angriff aus Afrin geflohen sind,
haben keine Möglichkeit, ihre Ansprüche geltend zu
machen.
Das türkische Militär hat bereits zehntausende
arabische Radikalislamisten in die Kurdenregion gebracht. Viele
dieser Neusiedler sind bewaffnet und Mitglieder verschiedener
islamistischer Gruppen. Sie unterstützen die türkische
Besatzungsarmee und morden, foltern und berauben die in Afrin
verbliebenen kurdischen Zivilisten unter ihren Augen. In der
einst sehr liberalen und offenen Region wurde praktisch das
islamische Scharia-Recht eingeführt. Frauen ohne Kopftuch
wagen sich nicht mehr auf die Straße. Das Stadtbild wird
von Männern mit langen Bärten und Frauen mit
islamischer Niqab-Bekleidung bestimmt. Durch diese Islamisierung
ist ein yezidisches oder alevitisches Leben in Afrin nicht mehr
möglich. Die etwa 1.000 Personen zählende, kleine
christliche Gemeinde ist verschwunden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180705de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180326ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180226de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180220de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180212de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180207de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180129de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180122de.html |
www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf