In: Home > News > Afrin / Nordsyrien: Türkische Armee nimmt auch zivile Ziele ins Visier
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Bozen, Göttingen, 12. Februar 2018
Die Angst vor türkischen Angriffen auf Afrin ist leider Wirklichkeit geworden: die Regione riskiert eine humanitäre Katastrophe. Foto: GfbV.
Eine erschreckende Bilanz zieht die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) nach 23 Tagen Angriffskrieg der
Türkei auf die mehrheitlich von Kurden bewohnten
nordwestsyrische Provinz Afrin. Nach Recherchen des
GfbV-Nahostreferenten Kamal Sido, der ständig mit seinen
Angehörigen und Gewährsleuten in der Region Kontakt
hält, sind bereits mindestens 160 Zivilisten durch die
Angriffe türkischer Kampfflugzeuge, schwerer Artillerie,
Raketenwerfer und Panzer getötet worden. Unter den Toten
sind 26 Kinder und 17 Frauen. 395 Zivilisten wurden verwundet.
Etwa 60.000 Menschen mussten aus ihren Dörfern in die
überfüllte Kantonhauptstadt Afrin fliehen. 60
Ortschaften wurden zum Teil vollständig zerstört. Die
wenigen alten Frauen und Männer, die nicht flüchten
konnten, wurden gefangen genommen und misshandelt. Viele wurden
gezwungen, die türkische Armee und die mit ihnen
verbündeten islamistischen Milizen vor laufenden Kameras zu
loben.
Türkische Kampflugzeuge haben ohne Unterlass auch zivile
Ziele angegriffen wie die Trinkwasser-Werke "Matina" im Norden
von Afrin, kritisierte Sido. Die Werke mussten mehrmals und zum
Teil tagelang außer Betrieb genommen werden. Etwa 300.000
Menschen wurden nicht mit Wasser versorgt. Die Bombenangriffe
gefährden auch die Trinkwasserleitungen der Stadt.
Darüber hinaus wird befürchtet, dass durch
zerstörte Abwasserleitungen Krankheiten ins Trinkwasser
gelangen könnten. Hinzu kommt, dass der einzige Stausee, der
Afrin mit Wasser versorgt, höchst gefährdet ist. Immer
wieder schlagen Raketen und Artilleriegeschosse in unmittelbarer
Nähe des Staudammes ein.
Schwere Schäden gibt es auch in der Landwirtschaft,
Infrastruktur und den historischen Städte Afrins zu
beklagen. Bauernhöfe der Kurden gingen in Flammen auf,
landwirtschaftliche Maschinen wurden zerstört oder geraubt,
Olivenölbehälter oder Silos mit Getreidesaat
vernichtet. Ganze Olivenhaine und Obstplantagen wurden in Brand
gesetzt, angeblich weil kurdische YPG-Kämpfer sich dort
verstecken könnten. Sie schützen die Region seit 2012
vor Islamisten. 50.000 Schüler können nicht mehr zum
Unterricht gehen, weil ihre Schulgebäude zum Teil
vollständig zerstört wurden.
Die türkische Armee und syrische Islamisten versuchen auch
die Kultur und die Geschichte Afrins auszulöschen. So wurde
ein Großteil des 3000 Jahre alten weltbekannten und aus der
Späthethiter Zeit stammenden antiken Tempels von Ain Dara
zerstört. Ebenso wurde die Hori-Zitadelle mit ihrem antiken
Theater im Norden von Afrin dem Erdboden gleichgemacht.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180207de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180129de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180122de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170822de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170718de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170426de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170406de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161020de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160907de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160219de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/151030de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid2.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/ezid.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Nordsyrien_Reisebericht_compressed.pdf