In: Home > News > Nordsyrien: Giftgas und Hinrichtungen durch türkische Armee?
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Bozen, Göttingen, 20. Februar 2018
Die YPJ schützt Nordsyrien vor dem IS und anderen Radikalislamisten. Foto: Kurdishstruggle via Flickr.
Aufgrund der schweren Vorwürfe gegen die Türkei, in
Nordsyrien Kriegsverbrechen zu begehen, hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag die umgehende
Einsetzung einer Untersuchungskommission gefordert. "Die
internationale Staatengemeinschaft darf die alarmierenden
Berichte von Ärzten und Augenzeugen über einen
möglichen Giftgaseinsatz der türkischen Armee im
nordsyrischen Afrin nicht ignorieren", erklärte der
GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen. "Zudem
hören wir immer wieder von Hinrichtungen gefangener Kurden
durch das türkische Militär oder verbündete
islamistische Milizen. Auch das sind schwere Kriegsverbrechen.
Wenn gegen einen Nato-Partner solche Anschuldigungen erhoben
werden, muss ihnen unbedingt nachgegangen werden. Da reicht es
keinesfalls aus, sich mit Dementis der Türkei zu
begnügen."
Es gebe beunruhigende Indizien dafür, dass auch der Vorwurf
der Hinrichtung von Kriegsgefangenen zu Recht erhoben werde,
sagte Sido. So veröffentliche die Türkei keine Zahlen
über gefangene Kurden mehr. Es werde nur noch von
"neutralisierten", "vernichteten" oder "eliminierten" Mitgliedern
der kurdischen Bürgerwehr YPG gesprochen. YPG schützt
Nordsyrien vor dem IS und anderen Radikalislamisten.
Viele Behauptungen der türkischen Regierung seien
"Augenwischerei" wie die ständig wiederholte Beteuerung, in
Afrin würden keine zivilen Ziele angegriffen, warnte Sido.
Allein am Montag habe die türkische Luftwaffe zehn
Ortschaften in dieser nordsyrischen Region angegriffen,
berichteten Augenzeugen vor Ort dem Menschenrechtler telefonisch.
Ein Ziel sei auch das 18 Kilometer von der
türkisch-syrischen Staatsgrenze entfernte
Flüchtlingslager "Robar" gewesen, in dem Tausende von
Flüchtlingsfamilien aus ganz Syrien untergebracht sind. Im
Süden von Afrin seien türkische Raketen in der
Ortschaft Basuta eingeschlagen. Dabei soll nach ersten Angaben
das 13-jährige Mädchen Haifa Kallahu ums Leben gekommen
sein. Acht andere Angehörige der Familie Kallahu wurden zum
Teil schwer verletzt. In Basuta leben viele Angehörige der
Religionsgemeinschaft der Yeziden. Seit dem Beginn des
türkischen Angriffskrieges gegen das friedliche Afrin wurden
mindestens 183 Zivilisten getötet und 431 verletzt, etwa
70.000 mussten fliehen.
Kamal Sido, der in Afrin geboren ist, telefoniert jeden Tag mit
Augenzeugen in Nordsyrien. Die Menschen bestätigen, dass die
türkische Luftwaffe immer wieder und wahllos Ziele auch in
der Stadt Afrin angreift. "Russland und der Iran haben immer
wieder Gräueltaten des Assad- Regimes zu vertuschen
versucht", kritisierte der Menschenrechtler. "Es wäre eine
billige "Retourkutsche", wenn jetzt die USA und andere Staaten
ihrem Nato-Partner Türkei Rückendeckung geben und
Kriegsverbrechen des türkischen Militärs decken."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180212de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180207de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180129de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180123de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2018/180122de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170822de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170718de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170426de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170406de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid2.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/ezid.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Nordsyrien_Reisebericht_compressed.pdf