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Bozen, Göttingen, 11. Mai 2020
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Edson Fachin, Minister des Obersten Gerichtshofs (STF) in
Brasilien, hat am vergangenen Donnerstag eine umstrittene
Exekutiv-Anordnung aus dem Jahr 2017 ausgesetzt. Die Anordnung
001/2017 hat es indigenen Völkern erschwert, ihre
traditionellen Gebiete rechtsgültig zu beanspruchen und vor
Raubbau zu schützen. "Die Verfügung des Ministers wird
dem mächtigen Agrobusiness und der Regierung Bolsonaro sehr
missfallen", erklärt Juliana Miyazaki, Referentin für
Indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV). "Sie hatten die Anordnung immer wieder
benutzt, um die Demarkation indigener Gebiete zu verhindern oder
rückgängig zu machen." Die selbe Verfügung
verhindere zudem Zwangsräumungen und Vertreibungen Indigener
von ihrem Land bis zum Ende der Pandemie.
Auf den ersten Blick weise das Urteil in eine positive Richtung.
"Natürlich ist eine solche Verfügung nur soweit
hilfreich, wie sie auch geachtet und befolgt wird", ergänzt
Miyazaki. Auch Entwaldung und Bergbauaktivitäten auf
indigenen Territorien seien gesetzlich verboten. "Aber im
Schatten der Pandemie nehmen Invasionen auf indigene Gebiete
weiter zu", so Miyazaki. "Eindringlinge kommen, um Holz zu
fällen, Gold zu schürfen und Rinderherden anzusiedeln."
Die Entwaldungsrate auf indigenem Territorium sei während
der Pandemie um 59 Prozent gestiegen, Bergbauaktivitäten um
45 Prozent.
Der Kampf der Indigenen in Brasilien für ihre Rechte und
Widerstand gegen Übergriffe gingen unter erschwerten
Bedingungen unvermindert weiter. Am Wochenende trafen sich
Gesandte nationaler und internationaler Organisationen auf einer
zweitägigen Online-Sitzung. Sie diskutierten unter anderem
über die Lage indigener Völker in Brasilien und
Strategien gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Indigene haben
kaum Zugang zum Gesundheitssystem. Es mangelt an Ausrüstung
und Medikamenten. "Außerdem versuchen die Behörden,
die gravierenden Auswirkungen der Pandemie auf indigene
Völker kleinzureden", berichtet Miyazaki. "Die
Indigenenorganisation APIB berichtet über 64 Todesopfer in
30 verschiedenen Völkern. Die staatlichen Behörden
zählen allerdings nur 15 Todesfälle unter den
Indigenen." Indigene in den Städten würden nicht als
solche gezählt. Das betreffe etwa die Hälfte aller
Indigenen im Land.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190814de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker