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Mapuche-Gefangene in Chile

Hungerstreik für Schutz und Rechte

Bozen, Göttingen, 16. Juli 2020

Protestkundgebung der Mapuche während eines Verfahrens am Gericht von Victoria, Chile. Foto: Massimo Falqui Massidda. Protestkundgebung der Mapuche während eines Verfahrens am Gericht von Victoria, Chile. Foto: Massimo Falqui Massidda.

Seit mehr als drei Monaten befindet sich Celestino Córdova, eine spirituelle und politische Autorität (machi) der Mapuche, im Gefängnis von Temuco im Süden Chiles im Hungerstreik. Es ist bereits der fünfe Hungerstreik des machi seit seiner Festnahme im Jahr 2013. Er wurde 2014 wegen Mordes an dem Ehepaar Luchinger-Mackay zu 18 Jahren Haft verurteilt. Internationale Beobachtende, Menschenrechtsgruppen sowie Mapuche-Organisationen und -Gemeinden zweifeln die vorgelegten Beweise und die Rechtmäßigkeit des Urteils allerdings bis heute an.

"Der machi fordert unter anderem seine Verlegung und die aller politischen Mapuche und nicht-Mapuche Gefangenen in den Hausarrest in ihre Häuser und Gemeinden", erklärt Yvonne Bangert, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Denn die Covid-19-Krise grassiert auch in Chile und Gefängnisinsassen haben ein besonders hohes Infektionsrisiko." Zudem fordere Córdova die Umsetzung internationaler Menschen- und Indigenenrechte, wie der Konvention 169 der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO), die auch Chile ratifiziert hat. Die Konvention regelt in den Artikeln 7 bis 10 die Umstände der Inhaftierung indigener Personen.

"Der Gesundheitszustand des machi ist derzeit äußerst kritisch: Er wiegt nur noch etwa 65 Kilogramm, hat schwere Atem- und Herzprobleme, leidet unter Übelkeit und hat Schmerzen am ganzen Körper", berichtet Bangert. "Hungerstreiks sind Teil der jahrzehntelangen Proteste der Mapuche. Sie fordern unter anderem die Rückgabe ihrer Territorien, Autonomie und Selbstbestimmung." Etwa zehn Prozent der chilenischen Bevölkerung sind Mapuche. Vor allem seit den 1990er Jahren werden ihre Rechte durch den chilenischen Staat massiv verletzt und ihr Protest kriminalisiert.

In der zweiten Maihälfte überführte Chile über 13.000 Gefangene wegen der Covid-19 Krise in den Hausarrest. "Politischen Gefangenen, auch nicht-Mapuche, verweigert die Regierung diesen Schutz. Dies zeigt erstens den rassistischen sowie zweitens den politischen Charakter der Entscheidungen der chilenischen Autoritäten", so Bangert. Gleichzeitig hätten sich die Anträge für ökologisch schädliche Infrastrukturprojekte wie Kraftwerke und Staudämme auf Mapuche-Territorien zwischen März und Mai im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Weitere Gefangene beteiligen sich an dem Hungerstreik: Sergio Levinao Levinao, Víctor Llanquileo Pilquimán, Juan Calbucoy Montanares, Juan Queipul Millanao, Freddy Marileo Marileo, Danilo Nahuelpi Millanao und Reinaldo Penchulef Sepúlveda im Gefängnis von Angol sowie Antu Llanca im Gefängnis von Temuco.

Die GfbV fordert den chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera und seine Regierung auf, die rechtmäßigen Forderungen der Mapuche-Gefangenen zu erfüllen: "Wir schließen uns den vielen internationalen Stimmen an und fordern, wie Martín Almada, Träger des alternativen Nobelpreises, die Leben dieser Gefangen zu schützen", so Bangert.