In: Home > News > Hetze und Drohgebärden in Bosnien und Herzegowina: Der eingefrorene Krieg heizt sich auf
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Bozen, Göttingen, Bern, Sarajevo, 1. Dezember 2021
Zwei Frauen vor den Särgen der Opfer von Srebrenica. Foto: GfbV-Archiv.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker International
(GfbV) richtet am heutigen Mittwoch einen Appell an die
EU-Mitgliedstaaten, die USA und die internationale Gemeinschaft,
unverzüglich entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, um
eine gewaltsame Eskalation in Bosnien und Herzegowina zu
verhindern. Durch serbisch-nationalistische Hetze und
separatistische Drohgebärden scheine sogar ein neuer Krieg
möglich: "Die wachsende Radikalisierung in der Republika
Srpska und auch in Serbien ist nicht mehr zu übersehen. Seit
zehn Jahren droht der serbische Vertreter im bosnischen
Staatspräsidium ganz offen mit einer Abspaltung von Bosnien
und einer Vereinigung mit Serbien. Die Staaten der EU sowie die
USA haben diese Drohungen ignoriert - und das rächt sich
jetzt", erklärt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für
Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Milorad Dodik
und andere Politiker aus der Republika Srpska hätten das
jüngst eingeführte Gesetz gegen Genozid-Leugnung zum
Anlass genommen, den gesamten bosnischen Staat zu
blockieren.
"Die Gefahr eines neuen Krieges ist real. Es ist höchste
Zeit, Dodik und seine Unterstützer mit empfindlichen
Sanktionen zu belegen. Dazu zählen die Streichung von
Finanzhilfen der EU, Einreiseverbote in Länder der EU sowie
das Einfrieren von Geldern im Ausland", so Causevic. "Die
Nationalisten wollen den Vernichtungs-Feldzug gegen alles
Nicht-Serbische vollenden, den das Friedensabkommen von Dayton
vor 26 Jahren unterbrochen hat. Daran muss die internationale
Gemeinschaft sie mit allen Mitteln hindern." Begleitend zu den
Sanktionen müssten sich die EU, Großbritannien und die
USA unmissverständlich gegen die groß-serbischen
Bestrebungen positionieren und auch auf Kroatien und kroatische
Extremisten in Bosnien einwirken, die den bosnischen Staat
zerstören wollen. Es dürfe nicht sein, dass ein
EU-Mitgliedsland mit ethno-nationalistischen Praktiken den
Frieden in einem Nachbarland und damit gesamten Region
unterminiert, heißt es im Appell.
Einige EU-Staaten sähen die Krise in Bosnien und Herzegowina
als weiteren Hebel für die Durchsetzung eigener Interessen.
Dieses zynische Taktieren könne für die Menschen in
Bosnien und Herzegowina tragisch enden. "Wenn die
Europäische Union außen- und sicherheitspolitisch
ernstgenommen werden will, darf sie die Fehler aus den 1990er
Jahren nicht wiederholen. Sie darf Genozid und Kriegsverbrechen
nicht zulassen - oder durch Wegsehen dulden", mahnt
Causevic.
Den Appell der GfbV International an die EU, die USA und die
internationale Gemeinschaft (auf Italienisch, Deutsch, Englisch
und Bosnisch) finden Sie im Anhang an
diese Mitteilung.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210729de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201126de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201113de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2012/120710de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110720de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110526de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100709de.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/hauser.html
| www.gfbv.it/3dossier/bosnia/mladic-leone-de.html
in www: www.icty.org | www.ohr.int