In: Home > News > Myanmar: Verheerende Bilanz ein Jahr nach dem Militärputsch
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Bozen, Göttingen, 1. Februar 2022
Ein Flüchtlingslager der Rohingya in Bangladesch. Foto: EU/ECHO/Pierre Prakash via Flickr.
Ein Jahr nach dem Militärputsch in Myanmar (1.2.2021)
ziehen die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und
der European Rohingya Council (ERC) eine verheerende Bilanz: Im
vergangenen Jahr wurden vom Militär rund 1.400 friedlich
Demonstrierende getötet und mehr als 320.000 Menschen
vertrieben, zusätzlich zu den rund 340.000
Binnenvertriebenen, die bereits vor dem Putsch fliehen mussten.
Von mehr als 11.000 willkürlich Inhaftierten befinden sich
noch rund 8.000 in Haft. Über die Zahl der zivilen Opfer
militärischer Angriffe auf Dörfer und Städte gibt
es bisher keine gesicherten Angaben, aber es gibt immer wieder
Berichte über Morde und Brandschatzungen.
Um Menschenleben zu retten, fordern die GfbV und der ERC von der
internationalen Gemeinschaft, die humanitäre Hilfe
insbesondere für Binnenvertriebene sowie für ethnische
und religiöse Minderheiten in Myanmar zu erhöhen und
dafür zivilgesellschaftliche Kanäle zu nutzen, die
nicht durch das Militär blockiert werden können. Zudem
müsse der UN-Sicherheitsrat den Fall Myanmar an den
Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verweisen, damit
endlich gegen die Verantwortlichen für den Völkermord
und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt wird.
"Die Junta bricht humanitäres Völkerrecht und muss auch
dafür umgehend zur Verantwortung gezogen werden", fordert
Causevic. So seien einem Bericht der Menschenrechtsorganisation
Fortify Rights zufolge im vergangenen Jahr unter anderem
lebensrettende humanitäre Hilfe für Vertriebene
blockiert, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen willkürlich
inhaftiert, Lebensmittelvorräte zerstört,
Hilfsgüter konfisziert und behördliche Genehmigungen
für lokale, nationale und internationale Hilfsorganisationen
verweigert worden.
"Um den Widerstand gegen die Herrschaft der Junta zu brechen, gab
und gibt es nach wie vor schwere Angriffe von Artillerie und
Luftwaffe vor allem in den Bundesstaaten Karen, Kachin und
Karenni. Dörfer werden niedergebrannt, Zivilisten
getötet, Gefangene gefoltert", sagt Jasna Causevic,
GfbV-Referentin für Genozidprävention und
Schutzverantwortung. Unter den Toten befänden sich nicht
selten Kinder. Der systematische Terror gegen die
Zivilbevölkerung erfolge auf Befehl von General Min Aung
Hlaing. Er hatte 2017 auch die Massenmorde an Angehörigen
der Minderheit der Rohingya angeordnet, die von der
UN-Untersuchungsmission als Völkermord bezeichnet
wurden.
"Aufgrund der andauernden Gräueltaten und der verzweifelten
Situation der vielen Binnenvertriebenen haben die fast eine
Million Rohingya, die aus dem Rakhine-Staat/Arakan nach
Bangladesch fliehen mussten, die Hoffnung fast gänzlich
verloren, jemals wieder in ihr Heimatland Myanmar
zurückkehren zu können", berichtet Dr. Ambia Perveen,
Präsidentin des ERC und Ehrenmitglied der GfbV. Die
Geflüchteten seien mehrheitlich Frauen und Kinder. Die
Analphabetenrate unter den Rohingya-Kindern nehme dramatisch zu,
ihr geistiger und seelischer Zustand sei katastrophal. Nicht nur
gegen die muslimischen Rohingya, auch gegen Christen hätten
in den vergangenen Monaten Hassreden zugenommen. Es gebe immer
wieder Morde an christlichen Persönlichkeiten oder
willkürliche Festnahmen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210824de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210301de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210202de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200909de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181129de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-ic.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-1.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-shan-en.html
in www: www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=56103
|
www.ec.europa.eu/echo/files/aid/countries/factsheets/rohingya_en.pdf