In: Home > News > Jahrestag des Genozids an den Rohingya (25. August 2017)
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Bozen, Göttingen, 24. August 2021
Ein Flüchtlingslager der Rohingya in Bangladesch. Foto: EU/ECHO/Pierre Prakash via Flickr.
Am 25. August jährt sich der Genozid an den Rohingya in
Myanmar zum vierten Mal. Noch immer leben bis zu eine Million
Geflüchtete unter katastrophalen Bedingungen in riesigen
Lagern - ohne Hoffnung auf Besserung, wie die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert. Nach dem Putsch
des myanmarischen Militärs Anfang des Jahres stünden
die Chancen auf substanzielle Fortschritte äußerst
schlecht.
Dr. Ambia Perveen, Ärztin und Leiterin der Organisation
‚Rohingya Medics', verdeutlicht die dramatische Situation
in den Flüchtlingslagern: "Die Not im Lager Kutupalong in
Bangladesch, aber auch in anderen Camps in benachbarten
Ländern, ist nicht zu begreifen, bis man es mit eigenen
Augen sieht. Häuser werden aus dünnem Plastik gebaut
und es gibt kein funktionierendes Abwassersystem. Durch die
schlechte Hygiene sind Hautausschläge weit verbreitet.
Kinder haben durch Mangelernährung aufgeblähte
Bäuche, denn es gibt fast nur Reis zu essen." Zugleich leide
die psychische Gesundheit, vor allem die der zahlreichen Opfer
von Vergewaltigung. "Die Traumata können nicht verarbeitet
werden - es gibt viele Fälle von Selbstmord in den Lagern.
Junge Mädchen und Frauen werden verstoßen und
geächtet, wenn sie vergewaltigt wurden. Oft zwingt sie das
in die Prostitution. Einige werden als Sklavinnen verkauft",
berichtet Dr. Perveen.
Die Regierung Bangladeschs versucht unterdessen, bis zu 100.000
geflüchtete Rohingya auf die Insel Bashan Char umzusiedeln,
um die überfüllten Lager zu entlasten. Diese Insel ist
aber aus guten Gründen unbewohnt, denn vor allem im Monsun
wird sie regelmäßig überschwemmt. Die
verzweifelten Menschen auf dem Festland würden mit falschen
Versprechungen zur Umsiedlung bewegt, wie Dr. Perveen
erklärt. "Wenn sie die Insel aufgrund der unhaltbaren
Zustände wieder verlassen wollen, werden sie mit Gewalt zum
Bleiben gezwungen." Zugleich greife es zu kurz, wegen der
katastrophalen Lage der Rohingya nur Bangladesch Vorwürfe zu
machen. Die internationale Gemeinschaft müsse dieses
bitterarme Land viel stärker bei der Versorgung der
Notleidenden unterstützen.
In ihrer Heimat Myanmar werden die Rohingya seit Jahrzenten
verfolgt und unterdrückt. Vor etwa 30 Jahren wurde
sämtlichen Angehörigen dieser Ethnie pauschal die
Staatsbürgerschaft entzogen. Seitdem haben sie praktisch
keine Rechte. Am 25. August 2017 begann eine
‚Säuberungsaktion gegenüber militanten
Rohingyas', wie das myanmarische Militär seine
Genozid-Kampagne nannte. Die Regierungstruppen vertrieben die
Menschen aus ihren Häusern, brannten Dörfer nieder und
vergewaltigten zahlreiche Mädchen und Frauen. Hunderte
wurden getötet und in Massengräbern verscharrt.
Mindestens 6.700 Rohingya kamen zu Tode, darunter 730 Kinder
unter fünf Jahren. Weit über eine Million Menschen
flüchtete in die Nachbarländer, vor allem nach
Bangladesch.
Gambia hat vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
Anklage gegen Myanmar wegen Genozids erhoben. Eine
unabhängige Untersuchungsmission hat bereits bestätigt,
dass die Geschehnisse in Myanmar als Genozid einzustufen
sind.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200909de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181129de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181016de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/17110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170919de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170911de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170905de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170206de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170118de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-ic.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-1.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-shan-en.html
in www: www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=56103
|
www.ec.europa.eu/echo/files/aid/countries/factsheets/rohingya_en.pdf