Bozen, Göttingen, Bern, Wien, Sarajewo, Luxemburg, 23. Januar 2004
Nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) aus Tschetschenien wurde der Menschenrechtler
Aslan Davletukaev, Mitarbeiter der Gesellschaft für
Russisch-Tschetschenische Freundschaft, am 10. Januar 2004 von
Angehörigen einer russischen Todesschwadron ermordet.
Davletukaev, der regelmäßig Informationen über
Menschenrechtsverletzungen gesammelt und veröffentlicht
hatte, ist nicht der erste ermordete tschetschenische
Menschenrechtler. So wurde am 1. Dezember 2002 die
Menschenrechtlerin und ehemalige Bürgermeisterin der Stadt
Alkan-Khala, Malika Umascheva, von russischen Todsschwadronen
hinterrücks erschossen. Am 21. Mai 2003 wurde Zura Bitieva,
Menschenrechtlerin und ehemalige Gefangene des berüchtigten
Tschernokosowo – Gefängnisses, mit mehreren ihrer
Familienmitglieder ermordet. Andere Menschenrechtler werden
ständig bedroht und befinden sich in Lebensgefahr.
Der Leichnam von Aslan Davletukaev wurde, gezeichnet von
Folterspuren und Misshandlungen, jetzt in der Nähe der
Autobahn bei der Stadt Gudermes gefunden. Seine Arme und Beine
waren gebrochen worden, sein Körper zeigte Wunden, die ihm
durch ein scharfes Metallobjekt zugefügt worden waren. Der
Menschenrechtler starb schließlich durch einen Schuss in
den Hinterkopf. Am 17. Januar wurde er beerdigt.
Die Tschetschenien-Expertin der GfbV, Sarah Reinke, warf der
russischen Armee vor, systematisch angesehene und sachkundige
Zeugen der fortdauernden Morde und Massaker an der
tschetschenischen Zivilbevölkerung aus dem Wege zu
räumen. Aus Angst vor weiterer Verfolgung hatte die Familie
Davletukaevs die GfbV-Mitarbeiterin erst gestern über ihren
tragischen Verlust informiert.