Bozen, Göttingen, 14. Januar 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag die deutsche Bundesregierung aufgefordert, ihre
Aufbau-Hilfe für Indonesien von Fortschritten im
Friedensprozess in Aceh und einer besseren Kooperation mit den
internationalen Helfern abhängig zu machen. "Nur wenn es
einen tragfähigen Waffenstillstand und glaubwürdige
Friedensverhandlungen gibt, kann der Wiederaufbau gelingen",
erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Deutschland
sollte nicht nur beim Wiederaufbau eine Führungsrolle
übernehmen, sondern auch bei der aktiven Suche nach einem
Frieden für Aceh", forderte die Menschenrechtsorganisation
in einem an Außenminister Joschka Fischer gerichteten
Schreiben. Die Bundeswehr und andere ausländische Soldaten
leisteten einen für das Überleben der Menschen in Aceh
äußerst wichtigen Beitrag und dürften nicht durch
innenpolitisch motivierte Machtgerangel in Indonesien in ihrer
Arbeit verunsichert werden.
Nachdem der indonesische Außenminister Hassan Wirajuda bei
einem Besuch in Berlin gestern die Forderung nach einem schnellen
internationalen Truppenabzug aus Aceh relativiert hatte,
bekräftigte der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla
heute nochmals sein Ultimatum. "Drei Monate sind genug für
Nothilfe von ausländischen Armeen", erklärte Kalla bei
einem Besuch in Banda Aceh. Kalla hatte nach Kritik radikal
muslimischer Gruppen am Mittwoch gefordert, alle
ausländischen Soldaten sollten ihre Hilfe in Aceh bis Ende
März einstellen und das Land verlassen.
"Wir sind außerordentlich beunruhigt über die
angekündigte Stationierung von weiteren 20.000 Soldaten in
Aceh, die die Zahl der indonesischen Armeeangehörigen in der
Unruheprovinz auf 50.000 Mann erhöhen wird", erklärte
Delius. "Nach Jahren der Massaker, Vergewaltigungen, Razzien und
willkürlichen Verhaftungen werden die indonesischen Soldaten
von der Zivilbevölkerung in Aceh nicht als glaubwürdige
neutrale Helfer wahrgenommen". Auch habe das katastrophale
Missmanagement der indonesischen Armee in den ersten zwei Wochen
nach der Flutkatastrophe massive Zweifel daran genährt, ob
die indonesische Armee in der Lage sei, den Wiederaufbau Acehs
wirksam zu koordinieren.