Bozen, Göttingen, 10. Februar 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag mehr Friedensinitiativen Europas für Norduganda und
den Kongo gefordert. "Europa muss endlich handeln, um den
Albtraum der Kindersoldaten in Norduganda und dem Kongo zu
beenden", forderte der GfbV-Afrika- referent Ulrich Delius
anlässlich des Internationalen Tages gegen Kindersoldaten am
kommenden Sonntag. Unbedingt müsse der Druck die Regierung
Ugandas deutlich erhöht werden, sich im Interesse der Kinder
endlich glaubwürdig um eine Friedenslösung in
Norduganda zu bemühen. Offenkundig seien die
Konfliktparteien in Norduganda ohne Druck aus dem Ausland nicht
zur Aufnahme ehrlicher Friedensverhandlungen bereit.
"Die Bundesregierung darf nicht länger hinnehmen, dass
Schwerpunktländer deutscher Entwicklungshilfe wie Ruanda und
Uganda systematisch bewaffnete Konflikte und den Einsatz von
Kindersoldaten im benachbarten Kongo auch noch anheizen und
gezielt destabilisieren, um ungestört Rohstoffe
auszubeuten", erklärte Delius. Dies verstoße gegen das
Völkerrecht. Ruanda und Kongo müsse mit einer
Aussetzung der Entwicklungshilfe gedroht werden, wenn diese
Strategie nicht aufgeben. Führende ugandische und ruandische
Offiziere und Politiker seien in den illegalen Handel mit
Tropenholz und Coltan verstrickt.
"Es ist realitätsfremd, wenn nun ein Einsatz der Bundeswehr
im Kongo aus Sorge um eine Konfrontation mit Kindersoldaten
abgelehnt wird", erklärte Delius. "Denn Kindersoldaten
kämpfen vor allem im Osten und Süden des Kongo, ein
Bundeswehreinsatz ist jedoch allenfalls für die mehrere
tausend Kilometer weiter westlich gelegene Hauptstadt Kinshasa im
Gespräch".
Die Hälfte aller 100.000 Kindersoldaten in Afrika
kämpfe im Kongo und in Uganda. In Norduganda habe nicht nur
die aufständische Lord's Resistance Army (LRA) rund 20.000
Kinder geraubt und zum Dienst an der Waffe gezwungen, sondern
auch die reguläre ugandische Armee und verbündete
Milizen setzten Kindersoldaten ein. Im Osten und Süden des
Kongo würden ca. 30.000 Kindersoldaten bei verschiedenen
Milizen unter Waffen stehen. Viele dieser bewaffneten Gruppen
würden Waffen und andere Unterstützung aus den
Nachbarländern Ruanda und Uganda erhalten.