Bozen, Göttingen, 1. August 2007
Als bedauerlichen Fehlgriff hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) die Ernennung des deutschen
Botschafters in London, Wolfgang Ischinger, zum
Kosovo-Beauftragten der Europäischen Union bezeichnet. Da er
Mitarchitekt des Abkommens von Dayton sei, treffe ihn Mitschuld
an der Zementierung der so genannten ethnischen Säuberung
und somit an der Teilung Bosnien-Herzegowinas, die bis heute
jedem politischen Fortschritt in dieser Region entgegensteht,
kritisierte der Präsident der GfbV- International, Tilman
Zülch, am Mittwoch. Ischinger sei deshalb auch
mitverantwortlich für die Aufrechterhaltung einer
mono-ethnischen, serbisch-nationalistischen Teilrepublik, in der
bis heute viele derjenigen wichtige Funktionen bekleiden, die
sich am Genozid an den bosnischen Muslimen beteiligt haben.
Ergebnis des Dayton-Vertrages war auch, dass eine Million
bosnische Flüchtlinge und Vertriebene über vier
Kontinente zerstreut wurden. Die meisten von ihnen konnten nicht
in ihre Heimat zurückkehren, weil sie aus dem Gebiet der nun
serbisch regierten Republika Srpska stammten. In
Bosnien-Herzegowina hatten bis dahin Muslime, Orthodoxe,
katholische Christen und Juden über 500 Jahre hinweg
zusammengelebt.