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Mapuche / Chile

Dramatische Verschlechterung der Situation der politische Gefangene der Mapuche in Chile

Bozen, 18. Januar 2008

Friedlicher Mapuche-Protestmarsch in Alameda und Paseo Ahumada in Santiago, 13.5.2006 Anlässlich der letzten tragischen Ereignisse in Chile, möchte di Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihre Solidarität mit den Forderungen der Mapuche und ihre Sorge um den Gesundheitszustand von Patricia Troncoso Robles ausdrücken. Nach dem Tod des 22-jährigen Studenten Matías Valentin Catrileo Quezada, der während einer Protestkundgebung der Mapuche von chilenischen Sicherheitskräften erschossen wurde, verschlechtert sich nun auch der Gesundheitszustand der politischen Gefangenen Patricia Troncoso, die seit nun mehr 100 Tagen im Hungerstreik ist.

Im Fall Matías Catrileo wird bisher gegen den Unteroffizier der chilenischen Carabineros Walter Ramirez Espinoza ermittelt und das medizinische Gutachten bestätigt, dass Catrileo durch den Schuss einer Amtwaffe gestorben ist. Neben der parlamentarischen Anfrage zu den Geschehnissen bei der Kundgebung, die von zwei sozialistischen Parlamentariern eingereicht wurde, erheben sich auch die Stimmen vieler Menschenrechtsorganisationen, die Garantien verlangen, damit das Verfahren nicht an die militärische Strafbarkeit weitergegeben wird, wie es in einem ähnlichen Fall bereits geschehen ist.

Während der Tod von Matías Catrileo Protestkundgebungen in vielen europäischen Städten ausgelöst hat, verschlechtert sich in Chile der Gesundheitszustand von Patricia Troncoso Robles zunehmend. Die Mapuche-Aktivistin ist eine von ungefähr 40 politischen Mapuche-Häftlingen in Chile. Immer wieder haben gefangene Mapuche mit Hungerstreiks versucht, ihre Forderungen nach Anerkennung ihrer tausendjährigen Kultur und ihres angestammten Landes an die Öffentlichkeit zu bringen und die Regierung zu ernsthaften Verhandlungen zu zwingen, bisher leider immer ohne Erfolg. Patrcicia Troncoso wurde zusammen mit anderen Mapuche wegen des Brandes des Fondo Poluco-Pidenco, einer Monokultur-Plantage der Forestal Mininco auf Mapuche-Land, zu einer Haftstrafe von zehn Jahren und einem Tag verurteilt. Dem gewöhnlichen Strafgesetz nach wäre sie bereits frei, aber Patricia Troncoso wurde nach dem Anti-Terror Gesetz (Gesetz Nr. 18.314) geurteilt, das ihr de facto jegliche Rechte und Möglichkeit auf einen fairen Prozess nimmt. Dieses Anti-Terror-Gesetz ist noch ein Überbleibsel aus der Diktatur von Augusto Pinochet und keine einzige der darauf folgenden demokratischen Regierung hat dieses Gesetz bisher aufgehoben, auch nicht die Regierung von Michelle Bachelet - trotz ihrer vielen Erklärungen, Menschenrechte an erster Stelle setzten zu wollen. Das Anti-Terror-Gesetz wird vor allem dazu benutzt, die Forderungen nach Anerkennung und Proteste der Mapuche zum Schweigen zu bringen.

Trotz ihres schlechten Gesundheitszustands wurde Patricia Troncoso am 15. Jänner gegen ihren Willen und ohne die Familie zu informieren vom Krankenhaus in Temuco in das Krankenhaus von Chillán verlegt. Ausserdem haben die chilenischen Sicherheitsbehörden jeglichen Besuche, sowohl von Freunden als auch von Familienangehörigen, untersagt. Die Familie von Patricia Troncoso protestiert gegen diesen Versuch der Behörden, den Fall Patricia Troncoso vor der Öffentlichkeit abzuschirmen und wehrt sich gegen die Verbissenheit, mit der Patricia behandelt wird. Ihr wurde sogar untersagt, mit einem Vertreter der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (CIDH), der um ein telefonisches Gespräch mit ihr gebeten hatte, zu sprechen. Während dessen hat Patricia einen offenen Brief an alle Männer, Frauen und Kinder, die sich für eine gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzten, geschickt. Im Brief erinnert Patricia Troncoso an den historischen Widerstand der Mapuche gegen jeglichen Besatzungs- und Kolonisierungsversuch und fordert noch einmal den Respekt für die Rechte der Mapuche von Seiten des chilenischen Staats. Die Gesellschaft für bedrohte Völker schliesst sich ihren Forderungen an und appelliert an die chilenische Regierung, endlich das schändliche Anti-Terror-Gesetz abzuschaffen und die ILO-Konvention 169 vollständig und bedingungslos zu ratifizieren.


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071026de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070524de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070221de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061012de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060529de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060516de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060509de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060116de.html | www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche07-de.html | www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapu-mergen.html | www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/mapuche-de.html | www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/lota2003.html

* www: www.mapuche.nl | www.fidh.org/article.php3?id_article=3289 | www.omct.org | www.mapuche-nation.org | www.universidadmapuche.org | www.mapuche.info | www.mapuexpress.net | www.nodo50.org/azkintuwe | www.hrw.org/spanish/informes/2004/chile1004/ | www.koyaktumapuche.net

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