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Nach den Angriffen türkischer Chauvinisten auf die drittgrößte Sprachgruppe des Nahen Ostens appelliert die GfbV an die Buchmesse: Kurdistan, das Land von 40 Millionen Kurdischsprachigen, und seine Literaten 2011 zum Ehrengast machen!

Kurdistan, das Land von 40 Millionen Kurdischsprachigen, und seine Literaten 2011 zum Ehrengast machen!

Bozen, Göttingen, Frankfurt, 17. Oktober 2008

Verlassenes Dorf in Kurdistan. Verlassenes Dorf in Kurdistan.

Türkische Nationalistengruppen setzen auf deutschem Boden die in der Türkei seit 1919 praktizierte gnadenlose Unterdrückung und Verfolgung der kurdischen Sprache, Literatur, von Institutionen, Vereinen und demokratischen Parteien fort. Nach dem Aufruf des türkischen Fernsehsenders Ulusal TV wurden gestern (16.10.2008) die drei kurdischen Stände auf der Frankfurter Buchmesse angegriffen, das Standpersonal wurde beschimpft und bedroht. Einer der Stände wurde teilweise zerstört. Bedauerlicherweise schritt die Polizei zu spät ein.

Der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, appelliert an die Buchmesse, nach China (2009) und Argentinien (2010) Kurdistan im Jahr 2011 zum Ehrengast der Buchmesse zu machen. Damit würde die schnell wachsende, interessante kurdische Literatur geehrt und anerkannt. Die GfbV hat zahlreiche Bücher und Dokumentationen über die Kurden-Frage herausgegeben. "Wir können nicht nachvollziehen, dass jetzt sogar auf der Buchmesse die nach dem Arabischen und Türkischen drittgrößte Sprache des Nahen Ostens, das Kurdische, diskriminiert werden soll", sagte Zülch.

Viele Millionen Kinder in der Türkei werden entgegen den Wünschen ihrer Eltern ausschließlich auf Türkisch unterrichtet. Während in Katalonien und dem Baskenland, in Südtirol, in Wales, in Nord- und Südschleswig, wie in anderen Teilen Europas, die Kinder in den Regionalsprachen unterrichtet werden, wird schon die Erwähnung der Termini "Kurdistan", die "Kurden" und "Kurdisch" in der Türkei verfolgt. Diese permanente "Hexenjagd" führt sogar zu solchen Extremen wie der Beschlagnahmung des Karl-May Buches "Durchs wilde Kurdistan" oder die immer neue Verurteilung des türkischen Soziologen und Autors zahlreicher Bücher über die Kurden, Ismail Besikci, der 1999 nach fast 17 Jahren Haft freigelassen wurde. Hunderte kurdische Autoren wurden in der Türkei verurteilt oder sind angeklagt, weil sie über die eigene Geschichte, Kultur oder Sprache publiziert haben.

Nach der Entstehung des autonomen Bundeslandes Kurdistan im Nord-Irak, ist das Kurdische für etwa fünf Millionen Menschen zur Amtssprache geworden. Ein Aufblühen der kurdischen Literatur ist die Folge. Gleichzeitig werden umfangreiche Lexika, Schulbücher und wissenschaftliche Publikationen in kurdischer Sprache veröffentlicht.