Bozen, Göttingen, 18 Oktober 2007
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
heute an die Regierung der Türkei unter
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan appelliert, endlich
ihren Konflikt mit den Kurden in der Türkei beizulegen.
"Erst wenn die Türkei die 3835 kurdischen Gefangenen
freilässt, mit dem Wiederaufbau der 3876 von der
türkischen Armee zerstörten Dörfer und einem
umfangreichen Rückkehrprogramm für die zwei Millionen
intern vertriebenen Kurden beginnt und die kurdische Sprache der
Türkischen bei Behörden und im Schulsystem
Südost-Anatoliens gleichstellt, wird sie der
totalitären Kurdischen Arbeiter Partei (PKK) den Boden
entziehen können", erklärt der Präsident der
GfbV-International, Tilman Zülch. Dies sei eine wesentlich
wirksamere Maßnahme, als das Nachbarland Irak mit dem
Einmarsch türkischer Truppen zu bedrohen.
"Wir werfen der Regierung Erdogan vor, dass sie dem Drängen
des türkischen Militärs nachgegeben hat", sagte
Zülch. "Die türkische Armee würde mit einem
Angriff nicht nur die PKK treffen, sondern sie würde auch
den einzigen Zufluchtsort innerhalb des Iraks für kurdische,
turkmenische, arabisch-sunnitische, shiitische,
assyro-chaldäische und mandäische Flüchtlinge
zerstören. Der autonome Bundesstaat Kurdistan hat allein
mindestens 30.000 christliche Flüchtlinge aus dem
Süd-Irak aufgenommen. Seit 2003 sind dort nicht mehr
Bombenattentate verübt worden, als in Spanien oder
Großbritannien. Die Region ist mit ihrer Toleranz und
Gleichberechtigung der kleinen Nationalitäten und
religiösen Minderheiten zu einem Modell für den Nahen
Osten geworden."
Die GfbV hat stets die totalitären Methoden der PKK im
Nahen Osten und ihre Unterwanderung und Bedrohung der kurdischen
Gemeinschaft in Deutschland ebenso verurteilt, wie die
Kriegsverbrechen der türkischen Armee. "Wer im eigenen Land
die kurdische Bevölkerung unterdrückt und verfolgt,
wird versuchen, dieses Modell im Nordirak zu zerstören",
warnte Zülch. "Schließlich träumen türkische
Generäle und andere Nationalisten von der Annektierung der
nord-irakischen Städte Mossul und Kirkuk. Sie wollen in
Wirklichkeit eine Volksabstimmung in der ölreichen Provinz
Kirkuk verhindern, die zu Gunsten der Vereinigung mit der
irakischen autonomen Kurdenregion ausgehen würde."