Bozen, Göttingen, 12. Februar 2008
"Das türkische Volk ist ein
Volk der Freundschaft und Toleranz"
"Wo es hingeht, bringt es nur Liebe und Freude"
"Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan, während seines
Besuches in der Bundesrepublik im Februar 2008
Als Vorreiter von Zwangsislamisierung in Europa hat der
Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV), Tilman Zülch, heute die Türkei
bezeichnet. In keinem anderen europäischen Land werden
Sprachen und Kulturen der Minderheiten im Namen der dominierenden
Staatsnation so massiv unterdrückt und verfolgt, wie in der
Heimat des türkischen Ministerpräsidenten.
Während der türkische Ministerpräsident Recep
Tayip Erdogan jetzt eigene Schulen für türkische
Migranten in Deutschland fordert, existiert in der Türkei
nicht eine einzige kurdische Schule für eine
Bevölkerung, die bereits seit einem Jahrtausend vor der
türkischen Besiedlung im Lande ansässig ist und die
immer wieder die Eröffnung eigener kurdischer Schulen
fordert. Nach Schätzungen der GfbV werden für die etwa
drei Millionen kurdischen Kinder im türkischen Kurdistan
mindestens 10.000 Schulen benötigt. In diesen müsste,
auch nach Auffassung internationaler Minderheiten- Experten,
kurdische Sprache und Geschichte auf allen Ebenen neben der
türkischen Staatssprache gelehrt werden. Zum Vergleich: In
Irakisch- Kurdistan (etwa 4 Mio. Einwohner) gibt es 5303
kurdische Schulen, davon 58 Assyro-Aramäische und - in Arbil
- 16 turkmenische Schulen.
In der Türkei werden kurdische Publikationen verboten oder
ihre Veröffentlichung wird kontinuierlich von
türkischen Behörden, Militärs und Gerichten
behindert. Das Erscheinen der einzigen kurdischsprachigen
Tageszeitung "Azadiya Welat" wird immer wieder unmöglich
gemacht, ihr öffentlicher Vertrieb ist strikt untersagt.
Nahezu alle ihre Mitarbeiter verbrachten mindestens ein Jahr in
türkischen Gefängnissen. Ihr Chefredakteur Vedat Kursun
wurde vor wenigen Tagen, am 06.02.2008, festgenommen und befindet
sich bis zum heutigen Tag in Haft. Hunderte kurdische Autoren
wurden in der Türkei verurteilt oder sind angeklagt, weil
sie über kurdische Geschichte, Kultur oder Sprache
geschrieben haben. Zuletzt wurde ein Buch des in Deutschland
lebenden Schriftstellers Yilmaz Camlibel verboten, der die
Geschichte eines der drei von Kemal Atatürk blutig
niedergeschlagenen kurdischen Aufstände beschreibt. Etwa
zwei Millionen kurdischen Flüchtlingen wird die
Rückkehr in ihre zerstörten Dörfer bis heute
verwehrt.