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Irak: Mandäerin mit zwölfjährigem Sohn in Bagdad verschleppt

Verbrechen treiben letzte Mandäer aus dem Irak

Bozen, Göttingen, Bagdad, 10. Juni 2009

Rituelle Taufzeremonie der Mandäer. Foto: GfbV-Archiv. Rituelle Taufzeremonie der Mandäer. Foto:GfbV-Archiv.

Im Irak sind erneut zwei Angehörige der mandäischen Glaubensgemeinschaft verschleppt worden. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch erfuhr, wurden die 40 Jahre alte Mandäerin Inssam Mubarak Muhalhal und ihr zwölfjähriger Sohn Said Mazen Said bereits am vergangenen Freitag von einer unbekannten bewaffneten Gruppe im Stadtteil Schare´a Falastin von Bagdad entführt. Die Täter fordern ein Lösegeld von umgerechnet 100.000 US-Dollar, teilte ein GfbV-Mitarbeiter aus der irakischen Hauptstadt telefonisch mit. Die GfbV befürchtet, dass der Exodus der Mandäer aus dem Irak bald abgeschlossen ist.

"Die letzten Angehörigen dieser rund 2000-jährigen Religionsgemeinschaft des Irak sitzen auf gepackten Koffern", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen. Die aktuelle Entführung reihe sich ein in eine Serie von Übergriffen, der die mandäische Bevölkerung im Irak schon seit längerem ausgesetzt sei. So sei Ende Juni 2008 ein 18-jähriger Mandäer in der Stadt Zubayr in der Provinz Basra verschleppt und nur gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigelassen worden. Bereits Mitte Juni 2008 war ein Mandäer in Bagdad im Stadtviertel Althoura auf dem Weg zur Arbeit in den Stadtteil Al Qahera entführt worden. Für seine Freilassung mussten 30.000 US-Dollar bezahlt werden. Im Februar 2008 starben zehn Mitglieder einer mandäischen Familie bei einem gezielten Raketenangriff auf ihr Haus im Gebiet Alaza im südirakischen Kut. Sie hatten zuvor Drohungen von Islamisten erhalten.

Vor dem andauernden Terror und Gewaltverbrechen an Angehörigen ihrer Glaubensgemeinschaft seien inzwischen mindestens 25.000 der ehemals rund 30.000 Mandäer des Irak in die Nachbarländer geflüchtet. Weltweit hat die mandäische Glaubensgemeinschaft, die ihre Ursprünge auf Johannes den Täufer zurückführt, nur noch etwa 60.000 Angehörige. Rund 1.200 von ihnen leben in Deutschland. Auch unter den Irak-Flüchtlingen, die über das Aufnahmelager Friedland nach Deutschland kommen, waren bereits einige Mandäer.