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Bozen, Göttingen, 5. Januar 2010
Die Körper von ertrunkenen somalischen und äthiopischen Flüchtlingen in Jemen, 2005. ©SHS/N. Bajanoub, September 2005.
Vor einer dramatischen Zuspitzung der Hungerkatastrophe in
Somalia hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
am Dienstag gewarnt. Massiv zunehmende Kämpfe zwischen
Milizen und der regulären Armee sowie Übergriffe auf
humanitäre Helfer erschwerten die Versorgung der
Zivilbevölkerung. Die von der USA und Großbritannien
nun angekündigte Ausweitung des Anti-Terrorkampfes in
Somalia werde den Bürgerkrieg weiter schüren und die
Arbeit von Hilfsorganisationen nicht erleichtern. "Dringend muss
die internationale Staatengemeinschaft mehr Mittel für die
humanitäre Versorgung der Bevölkerung zur
Verfügung stellen und auf einem besseren Schutz von
Mitarbeitern der Hilfswerke bestehen", forderte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Ansonsten drohe Tausenden der
3,6 Millionen auf Nothilfe angewiesenen Menschen in Somalia der
Tod.
Obwohl Somalia einer der drei schlimmsten humanitären
Krisenherde der Welt sei, sei die internationale Gemeinschaft zu
zögerlich mit ihrer Nothilfe. Nur knapp die Hälfte der
für das Jahr 2009 für die humanitäre Versorgung
benötigten Gelder sei bislang zur Verfügung gestellt
worden. "Für die Eindämmung der in diesem Jahr
befürchteten Hungerkatastrophe sind dies denkbar
ungünstige Voraussetzungen, um ein Massensterben zu
verhindern", erklärte Delius. "Somalias
Zivilbevölkerung darf von der internationalen Gemeinschaft
nicht abgeschrieben werden." Sie könne nichts dafür,
dass sie zum Spielball der Machtkämpfe von Warlords und
Nachbarstaaten geworden sei, die um Einfluss ringen würden,
und dass radikal-islamische Milizen international den Terrorismus
förderten.
Angesichts der katastrophalen Sicherheitslage hätten im
Dezember 2009 weitere Hilfsorganisationen ihre Arbeit
einschränken müssen. Am 28. Dezember 2009 war in der
Stadt Balad Hawo im Süden des Landes erneut ein Helfer von
Unbekannten ermordet worden. Er war der zehnte Mitarbeiter von
Hilfswerken, der im vergangenen Jahr in Somalia ermordet wurde.
Weitere zehn Helfer befinden sich in der Hand von Geiselnehmern.
Mehrfach waren Hilfsorganisationen vor allem von der
radikal-islamischen Al Shabaab-Miliz bedroht oder zum Verlassen
des Landes aufgefordert worden.
"Der Abzug von Helfern reißt immer größere
Lücken in die Versorgung der Zivilbevölkerung",
berichtete Delius. Jedes fünfte Kind sei heute schon akut
unterversorgt. Auch nehme die Säuglingssterblichkeit weiter
zu. Viele Binnenflüchtlinge wüssten nicht mehr, wie sie
sich versorgen sollten. So protestierten am 29. Dezember 2009
hunderte Flüchtlinge in dem Dorf Hawo Abdi gegen die
Einstellung von Wasserlieferungen durch internationale Helfer.
Die Flüchtlinge stammten aus der Hauptstadt Mogadischu, aus
der seit Juli 2009 mindestens 123 000 Menschen vor Kämpfen
fliehen mussten. Allein in den vergangenen beiden Wochen seien 26
Zivilisten in Mogadischu bei Granatangriffen auf ihre
Stadtviertel getötet worden. Insgesamt seien 2009 rund 1740
Zivilisten bei Kämpfen zu Tode gekommen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090821de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090417de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/081118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070209de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/070919de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061228de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061227de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061218de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia
| http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
| www.flickr.com/photos/unhcr/