Bozen, Göttingen, 28. Dezember 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
aufgrund der anhaltenden Kämpfe in Somalia am Donnerstag vor
einer humanitären Katastrophe gewarnt. Fast alle
Hilfsorganisationen hätten ihre Arbeit einstellen
müssen, obwohl in somalischen Grenzregionen zu
Äthiopien bereits vor Beginn des Einmarsches der
äthiopischen Armee fast 25 Prozent der Bevölkerung
unterernährt gewesen seien. "Helfer erwarten aufgrund der
Kämpfe bis zu 200.000 neue Flüchtlinge, die vor allem
im südlichen Nachbarland Kenia Zuflucht suchen werden",
sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. In den vergangenen
drei Tagen seien schon mehr als 40.000 Menschen aus dem
Kampfgebiet geflohen. "Die Zivilbevölkerung ist schon heute
der große Verlierer dieses jüngsten Krieges im Horn
von Afrika."
Nach jahrelanger Dürre und sintflutartigen Regenfällen
in den vergangenen Monaten gefährde der Krieg nun das
Überleben eines Großteils der Zivilbevölkerung.
Denn internationale Helfer hätten schon in den vergangenen
Wochen nur unter allergrößten Schwierigkeiten die
168.000 Flüchtlinge aus Somalia versorgen können, die
bereits vor Ausbruch der Kämpfe in Lagern im Norden Kenias
Zuflucht gesucht hatten. In Somalia selbst seien zu dem Zeitpunkt
schon 1,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen
gewesen. Diese Zahl werde nun drastisch steigen. Angesichts
mangelnder Infrastruktur könnten viele Menschen nur auf dem
Luftweg versorgt werden. Doch das Welternährungsprogramm der
Vereinten Nationen habe aufgrund der Kämpfe seine
Versorgungsflüge am Dienstag vorläufig einstellen
müssen.
Bereits seit Oktober seien in manchen Regionen aufgrund der
starken Regenfälle die Nahrungsmittelpreise bis zu 20
Prozent gestiegen. "So wird es für die Menschen immer
schwerer, sich selbst zu versorgen, und bald werden sie total auf
internationale Hilfe angewiesen sein", warnte Delius. "Dies ist
eine von Menschenhand gemachte Katastrophe, deren Verantwortliche
zur Rechenschaft gezogen werden müssen, da sie mit dem Leben
zehntausender Menschen spielen. So wird der Einmarsch
äthiopischer Truppen in Mogadischu zu einem Pyrrhus-Sieg
für die Menschen der Region, da er nur neue bewaffnete
Auseinandersetzungen und mehr Leid für die
Zivilbevölkerung bringen wird."