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Bozen, Göttingen, 18. November 2008
Somalische Flüchtlinge im Adado Lager. Foto: Nuure Weheliye, IRIN.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der
Europäischen Union (EU) und der US-Regierung am Dienstag
vorgeworfen, bei der Stabilisierung Somalias kläglich
versagt zu haben. "Wenn sich die EU des Schutzes der
Zivilbevölkerung in Somalia mit ähnlicher
Entschlossenheit angenommen hätte wie den Kampf gegen die
Piraterie vor Somalias Küsten, wären seit Januar 2007
nicht fast 10.000 Zivilisten getötet worden", kritisierte
der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Stattdessen habe die EU
auf eine korrupte somalische Übergangsregierung gesetzt, die
Straflosigkeit und Warlords fördere und bis heute nur dank
äthiopischer Militärintervention regieren
könne.
"Die EU hat nicht entschieden genug auf einem schnellen Abzug der
äthiopischen Truppen bestanden, die mit US-Hilfe Ende
Dezember 2006 in Somalia einmarschiert sind und massive
Menschenrechtsverletzungen verübt haben", sagte Delius. So
sei in Somalia ein mörderischer Stellvertreterkrieg zwischen
den verfeindeten Staaten Äthiopien und Eritrea ausgebrochen,
der nun vom radikalen Flügel somalischer Islamisten
entschieden werde. Diese würden von Eritrea
unterstützt.
Die von Äthiopien gestützte somalische
Übergangsregierung habe niemals den politischen Willen
gehabt, eine repräsentative Regierung der nationalen Einheit
zu bilden, um dauerhaften Frieden zu schaffen. Die nun vor
Mogadischu stehenden muslimischen Extremisten hätten in der
Bevölkerung an Sympathie gewonnen, weil sie Korruption,
Rechtlosigkeit und Willkür bekämpften. Mit Sorge
verfolgten allerdings gemäßigte Muslime die
Einführung des traditionellen muslimischen
Scharia-Strafrechts. Erste Auspeitschungen und Steinigungen im
Einflussbereich der neuen Machthaber ließen für
Bürgerrechte nichts Gutes erwarten.
Für die Zivilbevölkerung Somalias habe das Versagen der
internationalen Gemeinschaft katastrophale Folgen. Allein seit
Mitte September 2008 seien 330 Zivilisten gewaltsam zu Tode
gekommen. Mindestens 1,1 Millionen Menschen seien innerhalb des
Landes auf der Flucht. Weitere Hunderttausende seien in
Nachbarstaaten geflohen. In Mogadischu könnten 30.000
Schüler aufgrund von Kämpfen nicht mehr am Unterricht
teilnehmen. 43 Prozent der Bevölkerung Somalias seien auf
internationale Nothilfe angewiesen. Doch aufgrund von immer mehr
Entführungen und einer sich stetig verschlechternden
Sicherheitslage würde die Arbeit der Helfer immer
schwieriger. Seit Januar 2008 seien mindestens 29 Helfer
getötet worden.
"Es grenzt an Zynismus, wenn sich die internationale Gemeinschaft
trotz dieser katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung vor
allem für die Sicherheit der Handelsrouten vor den
Küsten Somalias interessiert", sagte Delius. Es sei
beschämend, dass offensichtlich auch somalische
Regierungsmitarbeiter in die Piraterie verstrickt seien. Somalia
gilt als der korrupteste Staat der Welt. Das Land nimmt unter 179
Staaten im Korruptionsindex 2007 von Transparency International
Platz 179 ein.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071123ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061228de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061227de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061218de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/061101de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060224de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051220de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051104de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050610de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalia
| http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien