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Zehn Jahre nach Beginn des Völkermords in Darfur

56.000 Menschen fliehen vor Gewalt im Westen des Sudan

Bozen, Göttingen, 18. April 2013

Flüchtlinge in Darfur. Foto: GfbV-Archiv. Flüchtlinge in Darfur. Foto: GfbV-Archiv.

Rund 56.000 Menschen sind in den vergangenen zehn Tagen vor Kämpfen in Darfur im Westen des Sudan geflohen. Dies berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. Im Nachbarland Tschad suchten 20.000 Flüchtlinge Schutz, nachdem Milizen ihre in der Nähe der Grenze gelegenen Dörfer zerstört hatten. Mehr als 500 Kilometer weiter östlich sind weitere 36.000 Menschen auf der Flucht vor Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee und einer Freiheitsbewegung.

"Zehn Jahre nach Beginn des Völkermords in Darfur gibt es für die Menschen im Westen des Sudan wenig Hoffnung auf einen dauerhaften und gerechten Frieden", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Doch die deutsche Bundesregierung scheint dies anders zu sehen. So hatte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel den Sudan noch am 8. April 16 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte in Darfur zugesagt. Durch den Abschluss eines Friedensabkommens gebe es "die Chance auf Frieden", begründete Niebel die Entscheidung bei einer internationalen Darfur-Konferenz in Doha (Katar). Vertreter der mehr als zwei Millionen Darfur-Flüchtlinge hatten die versprochenen Wiederaufbau-Hilfen kritisiert. "Denn solange es keine Sicherheit im Westen des Sudan gibt, ist es verfrüht, mit dem Wiederaufbau der von Krieg und Vernachlässigung gezeichneten Region zu beginnen", sagte Delius.

Die 20.000 nun in den Tschad geflüchteten Darfuris kamen aus Dörfern in der Region Um Dhukan im Süden der Provinz West-Darfur. Sie berichteten, dass bewaffnete Milizionäre ihre Dörfer überfallen und die Häuser sowie Moscheen niedergebrannt hätten.

Im östlichen Darfur-Staat flohen nach Angaben des Humanitären Koordinators der Vereinten Nationen im Sudan, Ali al-Zaatari, 36.000 Menschen aus ihren Siedlungen. Ausgelöst wurde ihre Flucht durch vor zehn Tagen begonnene Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und der Fraktion um den Rebellenführer Minni Minawi vom Sudan Liberation Movement um die Städte Labado und Muhajiriya.

Minni Minawi hatte im Mai 2006 als einziger Führer einer Darfur-Freiheitsbewegung ein Friedensabkommen mit der sudanesischen Regierung unterzeichnet. Er wurde daraufhin Hauptberater des sudanesischen Staatspräsidenten. Im Jahr 2008 zog er sich enttäuscht zurück und erklärte den Friedensvertrag im Jahr 2010 für gescheitert. "Minawis wechselvolle Geschichte macht deutlich, wie schlecht es um Frieden in Darfur steht", sagte Delius. "Sie zeigt auch, wie wenig realistisch die deutsche Bundesregierung die Lage im Westen des Sudan einschätzt."