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Syrien: Armenier bitten UNO um Unterstützung

UNO muss Vertreibung armenischer Christen in Syrien verurteilen und mäßigend auf die Türkei einwirken

Bozen, Göttingen, 3. April 2014

Syrisch-türkischer Grenzübergang Kilis/Azaz. Foto: Rupert Neudeck. Syrisch-türkischer Grenzübergang Kilis/Azaz. Foto: Rupert Neudeck.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, soll die Vertreibung der letzten Armenier in Syrien verurteilen und zum Schutz der christlichen Flüchtlinge mäßigend auf die Regierung der benachbarten Türkei einwirken. Das haben armenische Vereine in Deutschland und weltweit in einem dringenden Appell an Ban Ki-Moon gefordert, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. "Die kleine Stadt Kasab im syrisch-türkischen Grenzgebiet hat in den letzten Tagen einen Alptraum erlebt: Offensichtlich hat die türkische Regierung den Kämpfern der Al-Nusra-Front grünes Licht gegeben, die Stadt zu überfallen," schrieb Azat Ordukhanyan, Vorsitzender des Armenisch-Akademischen Vereins 1860 e.V., an den UN-Generalsekretär. "Die Bewohner Kasabs und der umliegenden Dörfer - vor allem armenische Christen - mussten fliehen. Die wenigen Zurückgebliebenen wurden als Geiseln genommen und gefoltert."

Die überwiegend von Armeniern bewohnte Kleinstadt Kasab an der syrisch-türkischen Grenze wurde am 21.März 2014 von syrischen Islamisten, unter anderem der al-Nusra Front, dem syrischen Zweig der al-Kaida, angegriffen, der von der türkischen Regierung unterstützt wird. Seither kämpfen syrische Rebellen und Regierungskräfte um die Kontrolle des Grenzgebietes. Die Angriffe der Islamisten kosteten bisher ungefähr 80 Menschen das Leben. 670 armenische Familien mussten in die benachbarten Städte Basit und Latakia fliehen.

Von etwa 130.000 syrischen Armeniern sollen in den vergangenen drei Jahren mindestens ein Drittel das Bürgerkriegsland verlassen haben. Sie gingen in die Republik Armenien oder fanden Zuflucht in anderen Ländern.

Die nicht-arabischen und nicht-sunnitisch-muslimischen Volksgruppen Syriens geraten immer mehr zwischen die Fronten. Mindestens 45 Prozent der syrischen Bevölkerung besteht aus Angehörigen ethnischer und religiöser Minderheiten wie Kurden, Armenier, Assyro-Aramäer, Drusen, Yeziden. Anfänglich hatten die Proteste gegen das syrische Regime bei vielen Minderheitenangehörigen Hoffnungen geweckt. "Nun müssen sie jedoch befürchten, dass es ihnen in einem neuen Syrien kaum besser ergehen wird", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Heute stehen sie einer neuen Bedrohung gegenüber: Der totalitären islamistischen Ideologie, die Jihadisten aus der ganzen Welt mit Gewalt durchsetzen wollen und die innerhalb der syrischen Opposition teilweise auf fruchtbaren Boden fällt."