In: Home > News > Irak: Angriff auf Kirkuk befürchtet. EU soll zwischen Irakisch-Kurdistan und der Regierung im Irak vermitteln
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Bozen, Göttingen, 13. Oktober 2017
Die Zitadelle von Kirkuk. Foto: Wikipedia.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und
viele Kurden vor Ort im Nordirak befürchten einen groß
angelegten Angriff der irakischen Armee und irakisch-schiitischer
Milizen auf die erdölreiche Stadt und Region Kirkuk. "Es ist
dringend notwendig, dass sich Deutschland und die EU sofort
einschalten und eine Vermittlerrolle zwischen der
Regionalregierung von Irakisch-Kurdistan in Erbil und der von
Schiiten beherrschten Regierung in Bagdad einnehmen", sagte der
GfbV-Nahost-Referent Kamal Sido am Freitag in Göttingen. Wie
die Armee werden auch die schiitischen Milizen von Bagdad
gesteuert. Sie kooperieren zudem mit dem Iran. Die
Zugehörigkeit der Region Kirkuk mit der gleichnamigen Stadt
ist umstritten. Sowohl die mehrheitlich sunnitischen Kurden als
auch die Zentralregierung beanspruchen sie für sich.
Kurdische Peshmerga haben in den vergangenen drei Jahren im Kampf
gegen den Islamischen Staat (IS) wichtige Stellungen in der
Provinz Kirkuk unter ihre Kontrolle gebracht.
Der irakische Generalstab dementiert zwar, dass eine
Militäroperation zur Rückeroberung von Kirkuk gestartet
wurde. Doch nach Informationen der GfbV aus Irakisch-Kurdistan
werden immer mehr schiitische Milizen vor allem in den beiden
Ortschaften Beshir und Taza Kormatu nicht weit von Kirkuk
zusammengezogen. Diese Milizen sollten in der Region gegen den IS
kämpfen. Die kurdische Regionalregierung hatte der
Anwesenheit dieser Truppen zugestimmt, weil die beiden
Ortschaften mehrheitlich von schiitischen Turkmenen besiedelt
sind. "Jetzt sieht es ganz so aus, als wollten sich die
schiitischen Milizen, der Iran und die Türkei nach der
Schwächung bzw. der Zerschlagung des IS auf den Kampf gegen
die Kurden konzentrieren", warnte Sido.
Die irakische Regierung hätte den Konflikt um die
Zugehörigkeit der so genannten umstrittenen Gebiete wie
Kirkuk, Sinjar, Khanaquin und Mandali längst lösen
müssen, betonte der Menschenrechtler Dies verlange auch
Artikel 140 der irakischen Verfassung. Darin ist festgeschrieben,
dass Bagdad angemessene Maßnahmen ergreift, die Spuren der
Unterdrückungspolitik unter Saddam Hussein in bestimmten
Gebieten des Landes zu beseitigen, darunter auch in Kirkuk.
Damals wurde die Bevölkerungsstruktur gewaltsam
verändert. Der Artikel schlägt Wiedergutmachung,
Entschädigung, aber auch Repatriierungen vor. Die Grenzen
der nordirakischen Distrikte, die das Regime von Saddam Hussein
willkürlich ändern ließ, sollten einer
"Überprüfung" unterzogen werden. In drei Stufen sollte
zu einer Lösung gefunden werden: In einer ersten Phase
sollte die Normalisierung der Lage erreicht werden, in der die
Siedler freiwillig in ihre alten Gebiete zurückkehren. In
der zweiten Phase sollten die vertriebenen Kurden, Turkmenen und
andere ihr Eigentum zurückerhalten. Dann sollten die alten
Grenzen der Provinz wiederhergestellt werden. Auch eine
Volkszählung ist vorgesehen. Abschließend sollte in
einem Volksbegehren über die Zugehörigkeit der Region
entschieden werden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170727de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170329de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161020de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160907de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160617de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160219de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160215de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojav.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid2.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/ezid.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| https://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan