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Rojava/Nord-Syrien

Hoffnungsvolle Anfänge eines friedlichen Zusammenlebens aller Volksgruppen unterstützen!

Bozen, Göttingen, 17. Juni 2016

Viele syrische kurdische Flüchtlinge müssen ihre Heimat verlassen. © European Commission DG ECHO via Flickr. Viele syrische kurdische Flüchtlinge müssen ihre Heimat verlassen. © European Commission DG ECHO via Flickr.

Damit ihre "Oase des Friedens" in Nordsyrien nicht zerbricht, warten die Menschen in diesen von islamistischen Terrormilizen immer wieder angegriffenen kurdisch verwalteten Regionen dringend auf humanitäre Unterstützung aus Westeuropa. Der Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen, Kamal Sido, der vor kurzem von einer Recherchereise aus Nordsyrien zurückgekehrt ist, warnt: "Wenn die hoffnungsvollen Anfänge eines pluralistischen multiethnischen und multireligiösen Zusammenlebens in diesen von der Außenwelt fast gänzlich abgeschnittenen Enklaven keine humanitäre Hilfe bekommen, werden noch Hunderttausende Menschen aus diesem Teil Syriens nach Europa flüchten müssen."

Sido hat in Nordsyrien mit Repräsentanten fast aller dort vertretenen politischen Parteien, Religionsgemeinschaften, mit Vertretern der Minderheiten, der Sicherheitskräfte und Behörden sowie mit Journalisten gesprochen, um sich ein unabhängiges Bild der Lage zu machen. Die Interviews veröffentlichte die GfbV am Freitag in dem 80-seitigen Bericht "Rojava - "Schutzzone" für religiöse und ethnische Minderheiten in Nordsyrien?" (www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Nordsyrien_Reisebericht_compressed.pdf).

"Unser Wunsch und unsere Bitte an die internationale Gemeinschaft ist, uns beim Wiederaufbau so zu helfen, wie sie uns bei der Befreiung im Kampf gegen den IS geholfen haben", sagte der Präsident des Kantons Kobani, der Kurde Anwar Muslim, im Gespräch mit Sido. In Rojava-Nordsyrien gibt es zu wenig Trinkwasseraufbereitung, nicht genug Strom und keine ausreichende medizinische Versorgung. Außerdem treten Engpässe bei Nahrungsmitteln auf. All diese Missstände müssen nach Ansicht der Repräsentanten kurdischer, christlicher, yezidischer und arabischer Verbände in den Enklaven schnell beseitigt werden, um die Menschen in der Region zu halten. So erklärte ein Angehöriger der christlichen Sutoro-Miliz in Al-Hasakeh: "Wir wollen nicht nach Europa und in den überfüllten Asylunterkünften leben. Wenn die Fluchtursachen bekämpft werden, dann kommt keiner von uns zu euch." Dazu gehöre auch die schnellstmögliche Beilegung von aufkeimenden Konflikten zwischen kurdischen Parteien und die Unterbindung von Menschenrechtsverletzungen wie die willkürliche Inhaftierung von Kritikern, forderte der Repräsentant einer NGO in Rojava-Nordsyrien.

Die kurdisch gehaltenen Regionen zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris sowie in Afrin im äußersten Nordwesten Syriens haben mindestens drei Millionen Einwohner. Hinzu kommen hunderttausende Flüchtlinge vielfältiger Volksgruppen- und Religionszugehörigkeit aus den umkämpften Regionen des Landes. Sie alle werden massiv von radikal-islamistischen Gruppen, aber auch der türkischen Regierung bedroht.

2012 haben einige kurdische Organisationen die Region Rojava-Nordsyrien für autonom erklärt und seitdem gemeinsam mit assyro-aramäischen, turkmenischen und arabischen Verbündeten erfolgreich gegen Angriffe des Islamischen Staates (IS) verteidigt. Die Menschen in dieser "Schutzzone" wollen ihr Leben organisieren und erwarten Hilfe von der internationalen Gemeinschaft. Nach Assads Diktatur wollen sie einen auf islamischem Recht basierenden Staat in Syrien auf jeden Fall verhindern.