In: Home > News > Kurdistan: Türkische Armee bombardiert syrisch-kurdische Enklave Afrin
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Bozen, Göttingen, 19. Februar 2016
Viele syrische kurdische Flüchtlinge müssen ihre Heimat verlassen. © European Commission DG ECHO via Flickr.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft
der türkischen Regierung vor, mit der Beschießung der
kurdischen Enklave Afrin in Nordsyrien das Völkerrecht in
schwerster Form zu verletzen. "Es hat keinerlei Provokation von
der Verwaltung in Afrin gegeben", berichtete der
GfbV-Nahostexperte Kamal Sido am Freitag in Göttingen.
"Trotzdem nimmt das türkische Militär seit gestern
Nacht verschiedenen Ortschaften mit Artillerie und Raketenwerfer
unter schweren Beschuss. Betroffen sind folgende Ortschaften:
Shaykh al Hadid (Shiye), Derbalout, Hammam, Freriye, Sanare und
Qarmitlike. Granaten sollen auch im Zentrum der Region Afrin, die
sich im Alleingang für autonom erklärt hat,
eingeschlagen sein. Es gibt bereits mindestens vier Tote und
sieben Verletzte unter den Zivilisten."
Diese Angaben haben sowohl die in London ansässige Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte als auch Freunde und
Gewährsleute der GfbV vor Ort in Telefongesprächen
bestätigt. "Die Menschen haben sich die ganze Nacht in
besser geschützte Räume geflüchtet. Sie hatten
Angst, von einer Bombe oder Rakete getroffen zu werden",
berichtete ein 60-jähriger Kurde aus der Ortschaft Shaykh al
Hadid (Shiye) dem GfbV-Nahostreferenten am Telefon. Auch Sidos
Mutter und Geschwister leben in Afrin.
Die türkische Regierung rechtfertigt ihre Angriffe damit,
dass syrisch-kurdische Milizen türkische Stellungen
angriffen hätten und für den Anschlag am Mittwoch in
Ankara verantwortlich seien. Diese Vorwürfe weisen die
Kurden strikt zurück. Kurdische Parteien und Milizen in
Syrien haben den Anschlag aufs Schärfste verurteilt und als
"feigen Terroranschlag" bezeichnet.
Die Zivilbevölkerung in Afrin wird seit 2012 von
radikalislamistischen Gruppen wie die Al Nusra-Front, Ahrar Al
Sham, Jaish Al Islam, Jaish Al Mujahidin und der "Islamische
Staat" (IS) durch Artillerieangriffe und durch die Blockade von
Zufahrtsstraßen zwischen der Enklave und der
Provinzhauptstad Aleppo terrorisiert. Immer wieder werden
Zivilisten von diesen islamistischen Gruppen verschleppt. Die
türkische Regierung hat die Islamisten seit 2012
gewähren lassen, kritisiert die GfbV. "Doch jetzt greift das
türkische Militär unmittelbar in den Kampf ein und
terrorisiert seinerseits die Zivilbevölkerung. Obwohl viele
Menschen in Afrin bleiben wollen, könnten sie durch den
massiven Beschuss doch in die Flucht getrieben werden und nach
Deutschland oder Europa fliehen."
"Ziel der türkischen Regierung ist es, die Entstehung eines
kurdischen Autonomiegebietes in Nordsyrien zu verhindern,
notfalls durch einen Einmarsch in Nordsyrien", warnt Sido. Die
Mehrheit der Kurden und anderer Minderheiten wie
Assyrer/Aramäer, Christen, Yeziden, Alawiten, Drusen,
Ismailiten oder Schiiten lehnen die politische und
militärische Einmischung der Türkei in Syrien strikt
ab. Die türkische Regierung unterstützt vor allem die
radikalislamistischen Gruppen in Syrien und nicht die
säkulare Opposition, die ein demokratisches Syrien nach
Assad-Diktatur fordert.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160215de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/151030de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150916de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150828de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150806de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150730de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150727de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150624de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150611de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150609de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150522de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150320de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150128de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid2.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/ezid.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/kurtur-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden
| http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan