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Nordsyrien: Erdogan droht mit neuem Krieg

USA und EU müssen türkischen Angriff auf Kurden, Assyrer/Chaldäer/Aramäer, Armenier, Christen und Yeziden verhindern

Bozen, Göttingen, 13. Dezember 2018

Eine Menschenrechtsaktion der Gesellschaft für bedrohte Völker in Berlin gegen die Besetzung Afrins. Foto: GfbV Archiv. Eine Menschenrechtsaktion der Gesellschaft für bedrohte Völker in Berlin gegen die Besetzung Afrins. Foto: GfbV Archiv.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einem neuen Krieg des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen den von Kurden, aber auch von christlichen Assyrern/Chaldäern/Aramäern, Armeniern und Yeziden bewohnten Nordosten Syriens. "Die Nato-Partner der Türkei - vor allem Deutschland und die USA - müssen verhindern, dass sich die Tragödie von dem heute türkisch besetzten Afrin im Nordwesten Syriens wiederholt", erklärte der GfbV-Syrienexperte Kamal Sido am Donnerstag in Göttingen. Das Schicksal der Menschen in Afrin vor Augen müssten bei einem Angriff der türkischen Armee auch Hunderttausende aus dem bisher relativ ruhigen und stabilen Nordosten Syriens flüchten.

In Afrin wurden während der gewaltsamen Eroberung durch die von Islamisten unterstützte türkische Armee von Januar bis März 2018 Tausende Menschen getötet. Mindestens 3000 wurden verschleppt und etwa 250.000 Kurden, Yeziden, Aleviten und Christen vertrieben. Die Region ist seither türkisch besetzt. Täglich erreichen die GfbV von dort erschreckende Berichte über Morde, Entführungen, Raubzüge, Brandstiftungen bis hin zu Misshandlungen von Frauen. In Afrin wurde faktisch auch das islamische Scharia-Recht eingeführt. Deswegen hätten Frauen, Christen, Yeziden, Aleviten aber auch aufgeklärte Muslime keine Möglichkeit frei zu leben, sagte Sido.

Erdogan hatte am Mittwoch angekündigt, dass seine Armee im Nordosten Syriens "sehr bald" eine Militäroffensive starten werde, um dort die Menschen "vor der separatistischen Terrororganisation" zu schützen. "Damit meint Erdogan jedoch die politischen Kräfte der Kurden und anderer Volksgruppen, die seit Jahren ihre Region zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris vor den brutalen Angriffen des "Islamischen Staates" und anderer radikaler islamistischer Gruppen schützen und erfolgreich verteidigen", sagte Sido. Islamistische Gruppierungen würden von Erdogan zum Teil unterstützt oder geduldet.