In: Home > News > Indigenes Land in Brasilien: Illegale Besetzer sollen legale Besitzer werden
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Bozen, Göttingen, 18. Mai 2020
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
"MP da Grilagem" - einstweilige Verfügung des Landraubs.
So heißt ein bestehender Verwaltungsakt der brasilianischen
Regierung umgangssprachlich, den der Kongress nun in Gesetzesform
gießen möchte. Die Abstimmung über PL 2633/2020
soll am morgigen Dienstag, den 19. Mai, stattfinden. Das Gesetzt
ermöglicht Amnestie für das illegale Besetzen und
Abholzen auch von indigenem Land. Die illegalen Besetzer werden
zu legalen Besitzern.
"Wenn die Regeln so in Kraft treten, wie die mächtige
Agrarlobby es wünscht, werden Landkonflikte überall in
Brasilien aufflammen. Auch indigene Territorien beispielsweise im
Amazonas wären betroffen", befürchtet Juliana Miyazaki,
Referentin für Indigene Völker bei der Gesellschaft
für bedrohte Völker in Göttingen. "Dieses Gesetz
wäre eine Einladung zu mehr Landraub, mehr Brandrodung und
mehr Gewalt gegen Indigene in ihren Schutzgebieten."
Organisationen wie CIMI, ISA, IMAZON, Greenpeace und WWF-Brasil
sowie Forschende, Prominente und Politiktreibende hatten im
Vorfeld Kritik geäußert. Mitten in der
Covid-19-Pandemie sei es inakzeptabel, eine derartige
Maßnahme zur Abstimmung zu stellen. Zudem würde die
Entscheidung ohne viel Transparenz oder Beteiligung der
Öffentlichkeit getroffen. "Der Zeitplan wurde daraufhin
etwas verändert. Der Entwurf bleibt aber auf der Agenda.
Trotz kleinerer Anpassungen bleibt er inhaltlich sehr
problematisch", erklärt Miyazaki.
Die Anträge auf Landfläche würden auf Luftbildern
basieren, sowie auf dem System zur ländlichen
Umweltregistrierung CAR (Cadastro Ambiental Rural), das
Selbstauskünfte zusammenträgt. Landräuber
würden ihr illegal angeeignetes Land selbst registrieren. Es
entstünden Überlappungen zu Umweltschutz- oder
indigenen Gebieten. "Ein trauriges Beispiel dafür ist das
Territorium Ituna-Itatá in Pará", so Miyazaki.
"Dort leben auch Indigene in freiwilliger Isolation. Im letzten
Jahr war es das indigene Gebiet mit der stärksten Abrodung.
Laut CAR sind inzwischen 94 Prozent dieses indigenen Territoriums
als Privateigentum registriert."
Zahlreiche weitere administrative Maßnahmen der Regierung
Bolsonaro bedrohen Indigenen kontinuierlich. Im April dieses
Jahres gab die Indigenenschutzbehörde (FUNAI) die Norm
9/2020 heraus. Sie stellt fest, dass nur ein Dekret des
Präsidenten (Homologação) indigene Gebiete
auch offiziell anerkennen kann. Im langwierigen Prozess der
Anerkennung befinden sich derzeit 237 indigene Gebiete, die durch
die neue Norm für den privaten Grundbesitz freigegeben
werden können.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200511de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190814de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190424de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190110de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2018/181011de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker