In: Home > News > Rohingya-Krise: Enttäuschende Rede von Friedensnobelpreisträgerin
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Bozen, Göttingen, 19. September 2017
Aung San Suu Kyi hatte in ihrer Rede betont, alle Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen würden unabhängig von ihrer Religion und ethnischen Abstammung zur Rechenschaft gezogen. Foto: European Parliament.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
befürchtet, dass die viel beachtete Ansprache zur Lage der
Nation von Burmas Staatsrätin Aung San Suu Kyi nicht dazu
beitragen wird, den Exodus von muslimischen Rohingya aus dem Land
zu stoppen. "Die Friedensnobelpreisträgerin hat zwar eine
Brüskierung der internationalen Staatengemeinschaft
vermieden, indem sie alle Menschenrechtsverletzungen verurteilte.
Doch mit ihren verharmlosenden Äußerungen zur
Situation der Rohingya hat sie bei der verfolgten Minderheit kein
Vertrauen geschaffen, sondern nur Verständnislosigkeit und
Ablehnung ausgelöst", kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich
Delius am Dienstag in Göttingen.
"Diese Rede mag Diplomaten gefallen haben, weil sie alle
erwarteten Allgemeinplätze und leeren Bekenntnisse zu
Menschenrechten enthielt. Für uns Menschenrechtler war die
Ansprache jedoch ein Hohn, weil der Ernst der Lage für die
Rohingya in keiner Weise angemessen angesprochen wurde und auch
weil sie keine politische Lösung des Konflikts in Aussicht
gestellt hat", sagte Delius. Rund 440.000 Menschen sind seit dem
25. August 2017 vor der Gewalt im Rakhine Staat geflohen, unter
ihnen auch rund 30.000 buddhistische Rakhine und Hindu.
Aung San Suu Kyi hatte in ihrer Rede betont, alle
Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen würden
unabhängig von ihrer Religion und ethnischen Abstammung zur
Rechenschaft gezogen. "Doch die Friedensnobelpreisträgerin
hat es leider vermieden, über die Verantwortung der Armee zu
sprechen, die nach allen Zeugenberichten für die meisten
Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist. Wenn die Soldaten
für ihre Politik der verbrannten Erde nicht bestraft werden,
wird es keinen dauerhaften Frieden und keine Versöhnung im
Rakhine Staat geben", warnte Delius.
Als "ignorant und grob verharmlosend" bezeichnete die GfbV Aung
San Suu Kyis Behauptung, die meisten Rohingya seien nicht
geflohen. "Mehr als ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe
ist innerhalb von nur drei Wochen aus ihrer Heimat geflohen. Da
müssen gravierende Gründe vorliegen. Wenn die
Friedensnobelpreisträgerin nicht wahrnehmen will, welche
Faktoren diesen Massenexodus ausgelöst haben, dann leidet
sie offenbar unter Realitätsverlust", erklärte
Delius.
Die Menschenrechtsorganisation warf der Staatsrätin
außerdem vor, sich auch ihrer eigenen Verantwortung
für die Eskalation der Rohingya-Krise nicht zu stellen. Aung
San Suu Kyi sei nun seit anderthalb Jahren de facto
Regierungschefin Burmas. In der gesamten Zeit habe sie nichts
getan, um die Apartheid-ähnliche Ausgrenzung und
Diskriminierung von Rohingya zu beenden und die Versöhnung
zwischen Buddhisten und der muslimischen Minderheit zu
fördern.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170911de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170905de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170206de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2017/170118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160523de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150813de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150528de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150514de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150505de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150114de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-ic.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-1.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/burma/burma-shan-en.html
in www: www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=56103
|
www.ec.europa.eu/echo/files/aid/countries/factsheets/rohingya_en.pdf
| https://www.youtube.com/watch?v=sJSO8-LO0SI