Bozen, Göttingen, 7. September 2004
Der international respektierte und bedeutendste Menschenrechtler
Russlands, Sergej Kowaljow, hat am Dienstag auf einer
Pressekonferenz der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) in Berlin unterstrichen, dass Wladimir Putin als
Premierminister von Boris Jelzin den zweiten Krieg gegen
Tschetschenien vom Zaun gebrochen habe. Ohne dies wäre Putin
nicht zum russischen Präsidenten gewählt worden. Weil
westliche Politiker den Genozid in Tschetschenien kritiklos
hinnähmen, würden sie nun zur Wiederherstellung eines
autoritären Regimes sowjetischer Machart in Russland
beitragen, fügte er hinzu.
"Wladimir Putin hat also seine Herrschaft mit dem Tod von bisher
80.000 Menschen erkauft", sagte der GfbV-Generalsekretär
Tilman Zülch. Jetzt müsse sich Bundeskanzler Gerhard
Schröder fragen lassen, wie lange er diesen Völkermord,
dem auch viele tausend Kinder zum Opfer gefallen sind, noch durch
seine enge politische Kooperation mit dem russischen
Präsidenten unterstützen wolle.
Eine nach Deutschland geflüchtete Tschetschenin berichtete
auf der GfbV-Pressekonferenz, ihr zweijähriger Sohn sei von
russischen Soldaten geköpft worden und sie selbst habe unter
schwerer Folter ein Kind gebären müssen. Für die
Kinder in Tschetschenien wünsche sie sich so viel
Aufmerksamkeit und Mitgefühl der Weltöffentlichkeit wie
für die Kinder in Beslan.