Bozen, 13. Januar 2005
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit und möchten Ihnen auch
einen Vorschlag unterbreiten, wie Ihre Spenden eingesetzt werden
sollten. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen, auch die
GfbV-international (siehe auch: www.gfbv.de), haben dem
indonesischen Militär auf Sumatra vorgeworfen, gegen die
leidgeprüfte Bevölkerung vorzugehen. Das Militär
behindert die Arbeit der Hilfsorganisationen, verfolgt
mutmaßliche Angehörige der Aceh-Befreiungsbewegung GAM
und schikaniert die von der Flut terrorisierte Bevölkerung.
Die Regierung weist außerdem us-amerikanische und
australische Militärs aus, die bisher die einzig effektiv
Helfenden waren. Das Militär will unkontrolliert die
Spendengelder und auf die Aufbaufinanzen der EU verwalten (siehe:
www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050112de.html).
Die Militärs sind die falsche Adressaten für die
Spenden.
Auch die Hilfs- und Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale
prangert Menschenrechtsverletzungen an. Die Flutwelle in Sri
Lanka war kaum verebbt, als Frauen, die gerade noch sich und ihre
Kinder retten konnten, von einzelnen oder mehreren Männern
angegriffen und vergewaltigt wurden. Wo die öffentliche
Ordnung zusammengebrochen ist, so Medica Mondiale, hätten
die Täter freie Bahn und würden ihre Taten nicht
geahndet. Es sei zu befürchten, dass die Berichte aus Sri
Lanka stellvertretend für die Lage auch in anderen von der
Katastrophe betroffenen Gebieten stehen. Dies zeigt, dass Frauen
nicht nur im Krieg, sondern auch bei Naturkatastrophen, im Chaos
der Verwüstungen und erster Hilfsmaßnahmen
verstärkt sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
Medica Mondiale bestätigt auch auf die problematische Rolle
der indonesischen Armee bei der Koordination der
Hilfsmaßnahmen in Aceh/Indonesien: Gerade die Armee hat
jahrzehntelang Vergewaltigungen als Mittel der
Einschüchterung und Terrorisierung der Bevölkerung in
Aceh eingesetzt. Nun hat die Regierung ihre Truppen für
Rettungsmaßnahmen verstärkt. Gleichzeitig setzt sie
die Soldaten für erneute Militäroperationen gegen die
Unabhängigkeitsbewegung.
Die Internationale Gemeinschaft, die UNO, die EU, Sie
stellvertretend für die vielen Spender, müssen sofort
auf die Einhaltung des angekündigten Waffenstillstandes in
Aceh drängen. Sämtliche sexualisierten Straftaten im
Zusammenhang mit den Hilfsaktionen in allen betroffenen
Ländern müssen strafrechtlich verfolgt werden,
Beschwerdestellen eingerichtet werden. Die zuständigen
nationalen Ministerien der betroffenen Länder sowie
internationale zivile und militärische Organisationen
müssen endlich gemeinsame Richtlinien im Hinblick auf die
Sicherheit von Frauen und Mädchen erstellen. Die
MitarbeiterInnen sämtlicher vor Ort tätiger
Hilfsorganisationen müssen über die traumatisierenden
Folgen sexualisierter Gewalt gegen Frauen informiert werden und
diese als Menschenrechtsverletzung erkennen. Die MitarbeiterInnen
müssen vertraglich verpflichtet werden, alles zu tun, um
derartige Übergriffe innerhalb ihres Verantwortungsbereiches
zu verhindern bzw. aufzudecken und zu melden.
Fachlich fundierte Hilfsangebote für traumatisierte Frauen
müssen dringend umgesetzt werden. Mit einem
Soforthilfeprogramm in Höhe von 70.000 Euro unterstützt
Medica Mondiale den Wiederaufbau des Frauenzentrums "Flower Aceh"
in Aceh/Indonesien, das durch die Flut vollkommen zerstört
wurde. Flower Aceh leistete seit 1989 medizinische,
psychologische und materielle Unterstützung für Frauen,
die im Zuge der militärischen Aufstandsbekämpfung unter
der Regierung Suharto vergewaltigt und sexuell gefoltert wurden.
Das ungeheure Ausmaß der sexualisierten Militärgewalt
in Aceh wurde in der kurzen Atempause 1998 nach dem Sturz
Suhartos weltweit bekannt. Danach folgten erneut Kämpfe und
Vergewaltigungen bei Militäroperationen oder im
Polizeigewahrsam. Die Arbeit von Flower Aceh wurde 2001 mit der
Verleihung des Yap Thiam Hien-Menschenrechtspreises an die
Gründerin der Organisation, Suraiya Kammaruzzaman
international anerkannt.
Weitere Informationen siehe: www.medicamondiale.org. Kontakte: Asien-Referentin Gabriela Mischkowski, T. +49-(0)221-69637 oder +49-(0)172-2459460, gmischkowski@medicamondiale.de; Isabella Stock (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit): istock@medicamondiale.org; T. +49-(0)221-931898-25, F. +49-(0)221-931898-1. Medica Mondiale unterstützt Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten. Helfen Sie Medica Mondiale, damit sie handeln können!