Bozen, Göttingen, 19. Januar 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Mittwoch davor gewarnt, Deutschland dürfe sich mit seiner
Katastrophenhilfe für Aceh nicht für die indonesische
Kriegführung in der Unruheprovinz missbrauchen lassen. Die
deutsche Bundesregierung müsse sicherstellen, dass die von
der Bundesrepublik und anderen europäischen Staaten
geplanten Flüchtlingslager in Aceh nicht von der
indonesischen Armee kontrolliert werden, forderte die GfbV in
einem Schreiben an Außenminister Joschka Fischer.
"Schon im Jahr 2003 hatte die indonesische Armee geplant, mehrere
hunderttausend Menschen in Aceh zwangsweise in Lager umzusiedeln,
um jeden Kontakt zwischen der Aceh-Freiheitsbewegung GAM und der
Zivilbevölkerung zu unterbinden", erklärte der
GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Die Flutkatastrophe
ermögliche Indonesien nun, dieses gegen die Menschenrechte
verstoßende Projekt auch noch mit internationaler
Unterstützung zu realisieren. Bei Umsiedlungen sei in
Indonesien höchste Vorsicht geboten. Die
Menschenrechtsorganisation begrüßte das
großzügige Engagement der Bundeswehr und anderer
deutscher Helfer in Aceh. Deutschland plant nach Informationen
der lokalen Behörden den Bau von fünf Camps zu
unterstützen. Insgesamt sollen 24 Lager für die 703.500
Flüchtlinge eingerichtet werden.
"Die Bundesregierung sollte den Bau von diesen großen
Flüchtlingslagern nur unterstützen, wenn diese Camps
vom Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten
Nationen (UNHCR) gemeinsam mit unabhängigen lokalen
Nichtregierungsorganisationen geleitet werden. Bisher sei
geplant, dass die Lager vom UNHCR gemeinsam mit den indonesischen
Behörden betrieben und von der indonesischen Armee
überwacht würden. "Die indonesische Armee ist aber
nicht am Schutz der Flüchtlinge, sondern an der
Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit interessiert", warnte
Delius. Eine sinnvolle Alternative zu diesen sehr großen
Lagern seien kleine dezentrale Camps in der Nähe der
Heimatdörfer der Lagerinsassen. So könnten die
Flüchtlinge auch stärker am Wiederaufbau mitwirken und
würden nicht entwurzelt.