Bozen, Göttingen, 25. Mai 2005
"Wenn Dein Kind Dich morgen fragt ..."
Warum hast Du zu dem Völkermord in Darfur geschwiegen?
"Als Hölle auf Erden erleben Opfer von Völkermord
und Vertreibung in Darfur und Tschetschenien ihre Gegenwart. Es
nutzt ihnen und allen Opfern von Völkermord wenig, wenn der
Kirchentag alle zwei Jahre allgemein und unverbindlich über
Frieden und Menschenrechte diskutiert und zu diesen Verbrechen
schweigt", mahnte Tilman Zülch, Generalsekretär der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), heute
anlässlich der Eröffnung des Evangelischen Kirchentages
in Hannover. Die großen Kirchentagsforen dürften sich
nicht auf den Völkermord vor 60 Jahren beschränken,
sondern müssten sich endlich für die Verbrechen der
Gegenwart öffnen. "Wenn das Vermächtnis der
Genozidopfer von gestern nicht auch den Einsatz für die
Opfer von heute bedeutet, wird das Gedenken zur Heuchelei", sagte
Zülch.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag informiert seit Jahrzehnten
in Großveranstaltungen über die Untaten des 3.
Reiches. Fast immer klammert er jedoch gegenwärtigen
Völkermord aus: In der Vergangenheit unter anderem den
Giftgasmord an den irakischen Kurden, den Genozid in
Äthiopien, den Völkermord an den bosnischen Muslimen
und jetzt die Vernichtung von 200 000 Tschetschenen und schon 400
000 Angehörigen schwarz-afrikanischer Völker des
Westsudan.
Jeden Monat sollen es dort 15 000 neue Opfer sein. Sie werden
verfolgt, vergewaltigt, erschlagen, erschossen. 2,6 Mio. sind auf
der Flucht und kämpfen ums Überleben. 700 ihrer
Dörfer wurden zerstört. Die Täter: das arabische
Terrorregime im Sudan und die Janjaweed- Milizen.
Überlebende haben der GfbV von ihren Schicksalen
erzählt, als unsere Untersuchungskommission die
Flüchtlingslager im Tschad besuchte und Zeuge immer neuer
Flüchtlingsströme wurde. Doch die Welt handelt nicht,
der Völkermord geht weiter. Und auch der Deutsche
Evangelische Kirchentag schweigt. Tilman Zülch: "Wir
müssen uns dafür einsetzen, dass der Völkermord in
Darfur endlich beendet wird. Wir fordern eine internationale
Friedenstruppe mit robustem Mandat, die sofort gegen die
Täter vorgeht, damit das Sterben aufhört."