Bozen, Göttingen, 1. April 2005
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag soll jetzt
gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Bashir,
die Mitglieder seiner Regierung sowie die sudanesische
Militärführung ermitteln. Diese Forderung hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag
erhoben, nachdem der Weltsicherheitsrat am Donnerstag in New York
beschlossen hat, dass dieses Tribunal für die Verfolgung der
Kriegsverbrechen in Darfur zuständig ist. "Wir
begrüßen, dass die USA nun endlich ihren Widerstand
gegen eine entsprechende UN-Resolution aufgegeben haben und der
Weg frei ist, diese Hauptverantwortlichen für die Verbrechen
in Darfur zur Verantwortung zu ziehen", sagte der
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. "Das
fundamentalistisch arabische Regime des Sudan ist nicht nur der
Drahtzieher des Völkermordes in Darfur, sondern auch
verantwortlich für den Genozid im Südsudan und in den
Nuba-Bergen, dem 1,5 Millionen überwiegend christliche
Schwarzafrikaner und rund 500.000 Nuba zum Opfer gefallen sind.
In Darfur haben mindestens 180.000 Menschen ihr Leben verloren."
Britische Parlamentarier gehen von bis zu 300.000 Toten
aus.
Wie planmäßig das Regime gegen die Bevölkerung
im Westen des Landes vorgehen ließ, hat die GfbV in einem
100-seitigen Menschenrechtsbericht dokumentiert, in dem alle
verfügbaren Informationen von Journalisten, Menschenrechts-
und Hilfsorganisationen, regierungsnahen Institutionen, von
Flüchtlingen und Vertriebenen zusammengestellt wurden.
Außerdem hatte eine dreiköpfige Fact Finding-Mission
der Menschenrechtsorganisation Befragungen in
Flüchtlingslagern im Tschad durchgeführt.
Die sudanesische Regierung lässt die schwarzafrikanische
Bevölkerung systematisch und kontinuierlich durch arabische
Reitermilizen vertreiben, nachdem Dörfer und Stadtteile
zuvor von der sudanesischen Luftwaffe bombardiert worden sind.
Armee-Einheiten beteiligen sich an Massakern und
Einzeltötungen. Systematisch wurden Tausende, wahrscheinlich
Zehntausende von Frauen und Mädchen vergewaltigt.
Flüchtlingstrecks werden verfolgt, Ernten und
Fruchtbäume vernichtet, Wasserstellen vergiftet und Vieh und
Land geraubt. Der sudanesische Geheimdienst wird gegen politische
Führer und Intellektuelle eingesetzt und erhält
Sonderaufgaben im Rahmen dieser ethnischen Säuberung sowohl
im Westsudan als auch im Tschad. Das Militär bewaffnet die
Milizen, rüstet sie mit Uniformen aus und sorgt für
ihren Nachschub. Die regionalen staatlichen Behörden
unterstützen deren Mobilisierung und Rekrutierung.