Bozen, Göttingen, 31. Januar 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Montag den Vereinten Nationen vorgeworfen, den Genozid im Westen
des Sudan weiter anzuheizen mit ihrem Freispruch des Sudan vom
Vorwurf des Völkermordes. "Diese fatale Fehlentscheidung
werden erneut Zehntausende Menschen in Darfur mit ihrem Leben
bezahlen müssen, da sie sich die internationale
Staatengemeinschaft nun noch weniger dazu genötigt sieht,
das Morden zu stoppen", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius. "Dieser Persil-Schein für Völkermörder im
Sudan ist ein neuer trauriger Höhepunkt im Versagen der
Vereinten Nationen in der Darfur-Krise".
Die angesehene Tageszeitung "Los Angeles Times" berichtete in
ihrer heutigen Ausgabe, eine von den Vereinten Nationen
eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Verbrechen im Westen
des Sudan habe in einem vertraulichen Bericht an den
Weltsicherheitsrat erklärt, in Darfur werde kein
Völkermord verübt, sondern "Verbrechen gegen die
Menschlichkeit mit ethnischen Dimensionen". Der Bericht wird
voraussichtlich in dieser Woche veröffentlicht werden. Der
vom Ausschuss unter Führung des italienischen Richters
Antonio Cassese habe "keine gezielte Politik der Vernichtung, die
gegen eine besondere ethnische Gruppe gerichtet ist", feststellen
können, erklärt die "Los Angeles Times".
"Wer systematisch Milizen bewaffnet und führt, gemeinsam mit
Milizionären die Zivilbevölkerung terrorisiert,
Hunderttausende Menschen vertreibt und unbewaffnete Zivilisten in
ganzen Regionen monatelang systematisch aushungert, betreibt
gezielt eine Vernichtung dieser Menschen", erklärte Delius.
Umfassend habe die GfbV in mehreren Menschenrechtsreporten die
Verantwortung der sudanesischen Regierung für diesen
Völkermord dokumentiert. "Die sudanesische Führung muss
nicht an ihren schönen Worten, sondern an ihren Taten
gemessen werden. Diese Taten sind nicht nur brutal und Menschen
verachtend, sondern auch gezielt auf die Vertreibung und
Vernichtung ganzer ethnischer Gruppen in Darfur gerichtet",
erklärte Delius. "Der Weltsicherheitsrat der Vereinten
Nationen hat bislang nichts ernsthaft unternommen, um diesen
Genozid zu stoppen. Mit diesem Report unterstreichen die
Vereinten Nationen ihre politische Bedeutungslosigkeit bei der
Bekämpfung von Völkermord und Vertreibung", kritisierte
Delius.