Bozen, Göttingen, 14. Juli 2006
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gefährdet
nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) die am heutigen Freitag im Südsudan beginnenden
Friedensgespräche für Norduganda. "Die Chancen für
eine Friedenslösung sind gesunken, da die Führer der
Rebellen aus Angst vor einer Verhaftung nicht zu den
Verhandlungen mit Vertretern der ugandischen Regierung erschienen
sind", sagte der GfbV-Afrika-Experte, Ulrich Delius in
Göttingen. Vergeblich hatte der Sicherheitsminister Ugandas,
Amama Mbabazi, am Mittwoch in Den Haag an den Strafgerichtshof
appelliert, seine unnachgiebige Haltung aufzugeben und die
Haftbefehle gegen fünf führende Kommandeure der Lord's
Resistance Army (LRA) auszusetzen.
"Die Suche nach Gerechtigkeit darf kein Selbstzweck sein und
nicht auf Kosten des Friedens vorangetrieben werden",
erklärte Delius in einem Schreiben an den Internationalen
Strafgerichtshof. "Jede Gerechtigkeit hat ihren Preis, aber
dafür den Tod von durchschnittlich rund 1000 Menschen pro
Woche im Norden von Uganda in Kauf zu nehmen, ist unmenschlich."
Diese Zahl von Opfern von Übergriffen und der katastrophalen
humanitären Lage nennen die Vereinten Nationen. Erst am
vergangenen Dienstag hatte der UN-Hochkommissar für
Flüchtlinge erklärt, Uganda zähle zu den drei
gefährlichsten Orten für Kinder in der Welt. Rund 80
Prozent der LRA-Kämpfer sind Kindersoldaten.
"Es ist beschämend, dass der Gerichtshof den Willen der
Zivilbevölkerung in Norduganda vollkommen ignoriert",
kritisierte Delius. Vergeblich habe der Erzbischof von Gulu, John
Odama, an das Gericht appelliert, den Friedensprozess nicht zu
gefährden. Odama setzt sich seit Jahren für eine
Friedenslösung ein und erklärt: "Zuerst müssen wir
Frieden schließen, dann werden wir uns um Versöhnung
bemühen und danach nach Gerechtigkeit suchen." Älteste
der unter dem Krieg besonders leidenden Volksgruppe der Acholi
hatten am Mittwoch zur Vergebung und Versöhnung
gegenüber der LRA aufgerufen und gefordert, dass dem Frieden
endlich eine Chance gegeben werden müsse.
"Die LRA verbreitet zwar Terror und Schrecken unter der
Zivilbevölkerung", erklärte Delius. Doch diese
Willkür könne durch die im Juli 2005 ausgestellten
Haftbefehle gegen LRA-Kommandeure nicht gestoppt werden. Sie
hätten ohnehin kaum Chancen auf Erfolg, da kein Staat bereit
sei, diese Rebellen aktiv zu verfolgen und zu verhaften.
Brief an President
Museveni
His Excellency President Yoweri Kaguta Museveni
State House, P.O. Box 25497, Kampala, Uganda
The Honourable President Museveni,
we are writing to you on behalf of a group of Italian
Associations which deeply care for Uganda and its people. For
years we have followed the unfolding of events within the
conflict in North Uganda with apprehension. There are those among
us who have been to these territories and have seen at first hand
the gravity of the situation. They can bear witness to the
tragedy of a war which has afflicted the population of the
northern regions for nearly twenty years, in particular its
children, and forced them to abandon their villages in favour of
refugee camps where they lead miserable lives and die devoid of
dignity. We value and appreciate your declaration, published to
representatives of both the European Union and the United States
of America on 6th March, in which you committed yourself to
ensure the closure of the refugee camps and the safe return of
refugees to their home villages. This was the sign that we had
all been awaiting from you!
We, Italian peace workers, are also confident that your
government (now at the beginning of your new mandate as
President) will take concrete action to bring about peace in the
North and re-establish fundamental human rights. Accordingly, we
deem it necessary that the conditions allowing for a return home
by the local population be guaranteed. We see these as: the
safety of the civilian population; the reconstruction of
villages, schools and public health structures; and the provision
of adequate food supplies along with seeds with which to
re-establish local agriculture. We also deem it a priority that
your Government open negotiations with the few remaining rebel
forces of the Lord’s Resistance Army still in the area so
as to reach a sure and lasting peace agreement. We would like to
assure you all of our support towards the development of Uganda
and, in a spirit of justice and peace, we wish you and your
government success in your efforts on behalf of Uganda and its
people.
Yours sincerely