Bozen, Göttingen, 25. August 2006
Mehr als 200 Angehörige der Oromo-Bevölkerungsgruppe
sind nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) nach ihrer Festnahme am 22. August 2006 im
Westen Äthiopiens verschwunden. "Wir sind sehr in Sorge,
weil den Familienangehörigen jede Information über das
Schicksal der Festgenommenen verweigert wird und bislang auch
keine Anklage gegen sie erhoben wurde", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
Die Oromo seien im Bezirk Tukur Inchinni, 125 Kilometer westlich
der Hauptstadt Addis Abeba in Gewahrsam genommen und auf
Lastwagen mit unbekanntem Ziel abtransportiert worden,
berichteten Augenzeugen.
Die Oromo stellen die größte Bevölkerungsgruppe
in Äthiopien. Seit November 2005 wurden mehrere tausend von
ihnen festgenommen, weil sie gegen die Verfolgung der Oromo in
dem Vielvölkerstaat protestiert hatten. Viele der
Verhafteten werden seit Monaten ohne Kontakt zur Außenwelt
gefangen gehalten. In jüngster Zeit waren vor allem
Schüler und Studenten Opfer staatlicher Verfolgung, weil sie
gegen die Inhaftierung von Führern der
Oromo-Wohltätigkeitsorganisation Macha Tulama oder gegen die
Verlegung der Provinzhauptstadt von Addis Abeba nach Adama
protestiert und mehr Selbstverwaltung für Oromo gefordert
hatten.