Bozen, Göttingen, 27. Oktober 2006
Mindestens 82.000 Angehörige ethnischer Minderheiten sind
im vergangenen Jahr vor schweren Menschenrechtsverletzungen aus
ihren Dörfern im Osten von Burma geflohen. Diese Zahl
veröffentlichte ein Bündnis von
Menschenrechtsorganisationen, die im Grenzgebiet von Thailand und
Burma arbeiten, am heutigen Freitag. "Wahrscheinlich wird die
Dunkelziffer der Binnenflüchtlinge in Burma sogar noch
höher sein", warnte der Asienreferent der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, in
Göttingen. "Die erschreckenden Zahlen aus dem vierten
Jahresbericht des Bündnisses machen deutlich, dass die Lage
der Nationalitäten in dem Vielvölkerstaat Burma
schlimmer ist als je zuvor." 232 Dörfer von Minderheiten
seien im Osten Burma im vergangenen Jahr zerstört oder die
Dorfbewohner zwangsweise umgesiedelt worden.
Die Menschenrechtsorganisationen dokumentierten mehr als 3.000
Übergriffe gegen die in der Region lebenden
Nationalitäten. Am schlimmsten sei die Lage der Volksgruppe
der Karen, wo mindestens 27.000 Menschen aufgrund einer
Militäroffensive der Armee aus ihren Siedlungen
flüchten mussten. Insgesamt lebten nun mindestens 500.000
Binnenflüchtlinge in Burma. "Ihre humanitäre Lage ist
katastrophal, da sie aufgrund von Beschränkungen der
burmesischen Behörden und der angespannten Sicherheitslage
meist nicht von internationalen Hilfsorganisationen versorgt
werden können", berichtete Delius. Rund 60 Prozent der
Binnenflüchtlinge litten unter Durchfallerkrankungen,
mindestens zwölf Prozent seien an Malaria erkrankt. Aufgrund
katastrophaler hygienischer Zustände sterbe jede
zwölfte Frau bei der Geburt ihres Kindes.