Bozen, Göttingen, 29. August 2007
Eine Zunahme der gewaltsamen Unruhen in der östlichen DR
Kongo haben einen rasanten Anstieg der Zahl sowohl der
Binnenflüchtlinge, die auf der Flucht vor den Kämpfen
sind, sowie der Frauen und Kinder, die Opfer sexueller Gewalt
sind, verursacht. Der UN - Flüchtlingshochkommissar weist
darauf hin, dass in Nord- und Süd - Kivu in den Monaten Juni
und Juli 2007 mindestens 640.000 Menschen auf der Flucht waren.
Täglich erreichen mehr Binnenflüchtlinge die
Flüchtlingslager in Kivu. Hilfsagenturen glauben, dass sich
in den nächsten sechs Monaten weitere 680.000 Menschen auf
die Flucht begeben werden. Frauen und Kinder sind die Hauptopfer
der bewaffneten Konflikte in der östlichen DR Kongo.
Der brutale Krieg in der DRK, der 4 Millionen Menschenleben
gefordert hat, ist eigentlich vorbei, aber noch immer
überfallen und plündern bewaffnete Gruppen Dörfer,
vergewaltigen und entführen Frauen und Kinder. UNICEF
schätzt, dass Hunderttausende Frauen und Mädchen seid
Beginn der bewaffneten Konflikte 1996 vergewaltigt worden sind.
Aber auch nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages im
Dezember 2002 gab es kein Ende der sexuellen Gewalt. Allein im
Jahr 2005 wurden in der DRK mehr als 40.000 Vergewaltigungen und
andere sexuelle Übergriffe gemeldet. Circa 4.500 Fälle
von Vergewaltigung wurden in Süd - Kivu allein zwischen
Januar und August 2007 gemeldet, wobei die Dunkelziffer viel
höher sein dürfte. Die meisten Opfer fürchten sich
davor, das Verbrechen zu melden, da sie befürchten, von
ihren Familien stigmatisiert zu werden, oder da sie Angst vor
anderen negativen gesellschaftlichen Auswirkungen haben. In den
Dorfgemeinschaften leiden Vergewaltigungsopfer gewöhnlich im
Stillen, da sie durch ihr grausames Schicksal gesellschaftliche
Ausgrenzung befürchten.
Es finden Gruppenvergewaltigungen statt, oft vor den Augen der
Familie der Opfer und der Dorfbewohner. In vielen Fällen
werden männliche Verwandte mit Waffengewalt dazu gezwungen,
ihre eigenen Schwestern, Töchter oder Mütter zu
vergewaltigen. Viele Vergewaltigungsopfer wurden laut
Augenzeugenberichten gefoltert oder zum Verzehr von
Menschenfleisch gezwungen. Einige Vergewaltiger verschlimmern
ihre Verbrechen noch durch Akte außerordentlicher
Brutalität, so wurde Opfern in die Vagina geschossen oder
sie wurden mit Messern oder Rasierklingen verstümmelt.
Einige Opfer wurden von den Verbrechern sofort umgebracht,
während andere langsam an ihren Verletzungen sterben
mussten. Zusätzlich zu den schweren psychischen Schäden
hinterlässt sexuelle Gewalt bei ihren Opfern oft auch
Verletzungen im Genitalbereich, traumatisch bedingte Fisteln und
andere physische Verletzungen, ungewollte Schwangerschaften und
sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS. Eine
sanitäre Infrastruktur ist indes beinahe inexistent, was
beim häufigen Vorkommen von sexuell übertragbaren
Krankheiten sowohl unter regulären Soldaten als auch unter
Milizionären besonders kritisch erscheint.
In der letzten Dekade übten alle Konfliktparteien in der DRK
sexuelle Gewalt aus und gebrauchten diese als "Kriegswaffe".
Wenngleich ein neues Gesetz sexuelle Gewalt seit August 2006
unter Strafe stellt, werden vonseiten der kongolesischen Armee,
der nationalen kongolesischen Polizei und der vielen
nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen immer noch täglich
Vergewaltigungen durchgeführt. Wir begrüßen, dass
durch ein neues Gesetz sexuelle Gewalt neu definiert wurde und
dass die Strafen erhöht wurden. Das Justizsystem ist jedoch
zu schwach, um das neue Gesetz zu implementieren und um durch die
Schaffung von Präzedenzfällen vor künftigen
Gewalttaten abzuschrecken. Nur wenige Vergewaltigungen werden
gesühnt, da oft Armee- und Polizeioffiziere ihre
Untergebenen vor einer Verfolgung schützen. So konnten
bisher nur wenige Soldaten der Vergewaltigung überführt
werden.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker - International fordert den Menschenrechtsrat auf: