Bozen, Göttingen, 10. März 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag gefordert, die Debatte um einen möglichen
Kongo-Einsatz der Bundeswehr zu versachlichen. "Politiker und
Vertreter des Bundeswehrverbandes schüren unnötig
Ängste, wenn sie vor einer möglichen Konfrontation
deutscher Soldaten mit Kindersoldaten im Kongo warnen", sagte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Wer dieses Argument benutze,
verkenne offenkundig die Geographie und militärische Lage im
Kongo. "Kindersoldaten kämpfen im Osten des Kongo, beraten
wird jedoch ausdrücklich über einen Bundeswehr-Einsatz
in der Hauptstadt Kinshasa. "Das ist, als wenn über das
Nordkap geredet wird, um einen Einsatz in Sizilien zu verhindern.
Wenn denn so sehr eine Konfrontation der Bundeswehr mit
Kindersoldaten befürchtet wird, so ist es umso
erstaunlicher, dass die 8.000 in Afghanistan kämpfenden
Kindersoldaten niemals Thema bei der Diskussion des Afghanistan-
Einsatzes waren."
Delius erinnerte daran, dass nirgendwo in der Welt seit dem
Zweiten Weltkrieg mehr Menschen eines gewaltsamen Todes gestorben
seien als im Kongo. 4,5 Millionen Menschen in dem
zentralafrikanischen Land seien durch Krieg, Hunger und
Vertreibung in den letzten Jahren umgekommen. Um das Sterben zu
beenden, müsse der Kongo unbedingt stabilisiert werden. Die
Wahlen, um deren Absicherung durch EU- Truppen nun gestritten
werde, seien ein wichtiger Schritt, um mehr Frieden und
Menschenrechte im Kongo durchzusetzen.