Bozen, Göttingen, 20. März 2006
Die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag
mehr politische Initiativen der Europäischen Union (EU) zur
Stabilisierung des Kongo angemahnt. "Wenn Frieden und
Stabilität im Kongo langfristig gesichert werden sollen,
muss die von der EU geförderte Reform der regulären
kongolesischen Armee konsequent vorangetrieben werden",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag.
"Dabei muss den Menschenrechten viel mehr Bedeutung geschenkt
werden. So lange sie für viele kongolesische Soldaten
Fremdworte sind, wird sich bei der Zivilbevölkerung das
Gefühl von Sicherheit und rechtsstaatlicher Ordnung nicht
einstellen."
Mit ständigen Übergriffen verspiele die Armee ihre
Glaubwürdigkeit bei der Zivilbevölkerung, warnte
Delius. Auch im Februar 2006 hätten kongolesische Soldaten
erneut zahlreiche Zivilisten entführt, willkürlich
verhaftet, vergewaltigt, gefoltert, erschossen und Dörfer
geplündert. Mehr als 70 Mädchen und Frauen im Alter
zwischen 12 und 70 Jahren seien im vergangenen Monat von
regulären Soldaten in der im Osten des Landes gelegenen
Region Ituri vergewaltigt worden. Regelmäßig
berichteten Verhaftete über grausame und unmenschliche
Behandlung durch Soldaten. Willkürlich festgenommene
Zivilisten seien tagelang in Erdlöchern festgehalten und
systematisch geschlagen worden.
Dank der EU-Beratungsmission zur Unterstützung der
Armeereform im Kongo (EUSEC) wisse man nun zumindest, dass die
reguläre Armee nicht wie offiziell in Kinshasa behauptet
340.000 Soldaten, sondern nur 100.000 Mann zähle. Zahlreiche
Generäle hätten eine Geisterarmee geschaffen, um den
Sold fiktiver Soldaten einzustreichen. Bis Ende März 2006
muss die EU über die Fortführung ihrer seit Mai 2005
arbeitenden Beratungsmission EUSEC entscheiden.