Bozen, Göttingen, 4. Oktober 2007
Die von der Europäischen Union (EU) angekündigte
Verschärfung der Sanktionen gegen Burma hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) als halbherzig und
enttäuschend kritisiert. "Es ist Augenwischerei und reiner
Aktionismus, Sanktionen zu verschärfen, von denen man
bereits heute weiß, dass sie nicht greifen werden",
erklärte der GfbV-Burmaexperte Ulrich Delius am Donnerstag
in Göttingen. Statt die Militärregierung an ihrem
wirtschaftlichen Lebensnerv zu treffen und das Engagement von
europäischen Firmen in der boomenden Öl- und
Erdgasindustrie Burmas zu untersagen sowie die Einfuhr von
Tropenholz und Diamanten zu unterbinden, schreibe die EU nur
bestehende wirkungslose Sanktionen fort.
Die GfbV bedauerte, dass eine weitere Verschärfung der
Sanktionen regelmäßig am Widerstand Frankreichs und
Deutschlands scheitere. So wehre sich vor allem Frankreich gegen
einen Rückzug europäischer Firmen aus der
Erdölindustrie Burmas, da der französische
Öl-Konzern TOTAL als bedeutendster ausländischer
Investor in Burma gilt. Seit 1992 fördert TOTAL Erdöl
in dem südostasiatischen Land. Auch in Deutschland
äußerte der Asien- und Pazifik-Ausschuss der Deutschen
Wirtschaft erst am letzten Sonntag massive Bedenken
gegenüber neuen Sanktionen.
Die EU hatte sich am Mittwoch in Brüssel auf
Botschafterebene auf eine Erweiterung der Namensliste von
Angehörigen der Junta geeinigt, die mit Einreiseverboten in
die EU belegt werden sollen, sowie auf eine Ausweitung der Liste
von staatlichen Unternehmen Burmas, in die europäische
Firmen nicht investieren dürften. Dieses Verbot sei jedoch
gänzlich sinnlos, da solche Investitionen bereits nach
burmesischem Recht nicht zulässig seien, erklärte
Delius.
"Grundsätzlich sind EU-Sanktionen gegen Burma wichtig, da
sie ein deutliches Zeichen für Thailand, China und Indien
sind, die wichtigsten wirtschaftlichen Partner Burmas, diese
Militärregierung nicht länger zu stützen", sagte
Delius. Diese drei Staaten fertigten 66 Prozent des
Außenhandels Burmas ab. Dringend müsse die EU vor
allem auf Thailand einwirken, das der wichtigste
Außenhandelspartner Burmas sei. Thailand bekomme nicht nur
Energie aus dem Nachbarland geliefert, sondern sei auch im
illegalen Handel mit burmesischem Tropenholz führend. Auch
China und Indien würden systematisch ihre
Wirtschaftsbeziehungen zu Burma ausbauen.