Bozen, Göttingen, Berlin, 7. Dezember 2007
Die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) ruft zusammen mit weiteren
80 Mitgliedsorganisationen der Klima-Allianz zum weltweiten
Klima-Aktionstag am 8. Dezember 2007 auf. "Die Ureinwohner
gehören weltweit zu den Hauptleidtragenden des Klimawandels.
Für sie ist ein konsequenter Kurs beim
UN-Verhandlungsprozess in Bali eine existentielle Frage", sagte
Kerstin Veigt vom GfbV-Referat für indigene Völker
(Ureinwohner) am Freitag. Im Rahmen der Klima-Allianz kritisiert
die Menschenrechtsorganisation die Planung zahlreicher neuer
Kohlekraftwerke durch die Bundesregierung. Denn diese
Energiepolitik beeinträchtige indigene Völker. Durch
den vermehrten Kohlendioxidausstoß werde nicht nur der
Klimawandel weiter vorangetrieben. Die Ureinwohner fürchten
auch, dass auf ihrem Land noch stärker als bisher Kohle
gefördert wird - mit allen negativen Folgen.
Auf der Suche nach alternativen Brennstoffen hat zudem ein neuer
Boom im Uranbergbau eingesetzt. Dies hat die GfbV anlässlich
des Klimaaktionstages und der Klimakonferenz in Bali in einem
Hintergrundpapier "Atomkraft ist keine Alternative. Urankreislauf
zu Lasten indigener Völker" dokumentiert. "Die Nutzung von
Atomkraft bringt Ureinwohnern Zerstörung und Vernichtung
ihrer Lebensgrundlagen. Denn sie sind unmittelbar von der
Förderung des dafür benötigten Urans betroffen",
erklärte Yvonne Bangert vom GfbV-Referat für indigene
Völker. Rund 70% der weltweiten Uranvorkommen befinden sich
auf dem Land indigener Völker wie der Indianer und Inuit in
Kanada und den USA, der Adivasi in Indien, der Aborigines in
Australien und der Tuareg im Niger. Auf ihrem Land werde auch
radioaktiver Müll gelagert. Bei den Western Shoshone in
Nevada in den USA, bei den Aborigines in Maralinga in Australien
und auf dem Moruroa Atoll im Pazifik seien überdies
Atomwaffen getestet worden.
Vielfach sind Ureinwohner selbst als Minenarbeiter
beschäftigt. Doch die Sicherheitsstandards bei der
Förderung, aber auch der Lagerung der beim Abbau anfallenden
Rückstände sind katastrophal. Luft, Erde und
Grundwasser werden stark radioaktiv belastet. Viele Arbeiter und
Anwohner der Minen erkranken an Krebs. Kinder kommen missgebildet
zur Welt. Im Niger schürt der Uranbergbau den Konflikt
zwischen Tuareg und der Zentralregierung. In den USA führt
die Suche nach einem Endlager für radioaktiven Müll und
Brennelemente seit Jahren zu juristischen Auseinandersetzungen
zwischen den Western Shoshone und dem Staat, denn der für
das Depot vorgesehene heilige Berg Yucca Mountain liegt auf ihrem
traditionellen Land. "Dieser fatale Urankreislauf, der schon so
viel Leid und Zerstörung über diese Völker
gebracht hat, darf einfach nicht wieder beginnen", fordert
Bangert. "Deshalb begrüßen wir die Politik der
Bundesregierung, aus der Nutzung der Atomenergie auszusteigen.
Auch bei uns dürfen keine neuen Kraftwerke entstehen."