Bozen, 1. September 2008
Spezialeinheit der Polizei in Temucuicui, Nov. 2005.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist sehr
in Sorge um die sich zuspitzende Situation der Mapuche in Chile.
Laut den dramatischen Nachrichten europäischer
Mapuche-Organisationen, sollen am 24. August eine 300 Mann-starke
Spezialeinheit der Polizei in den frühen Morgenstunden den
Schlaf der Bewohner der Gemeinde Temucuicui in der 9. Region
Chile gewaltsam unterbrochen haben. Frauen, Kinder und alte
Menschen wurden unsanft auf die Straßen getrieben. Die
Spezialeinheit rückte unter anderem mit fünf Bussen,
einem Sondereinsatzwagen und einem Lieferwagen an und
stürmte mit Gummigeschossen und Gaspistolen bewaffnet die
Häuser der Mapuche. Ohne Durchsuchungsbefehl oder anderen
Dokumenten, die ihre Eindringen hätten rechtfertigen
können, zerstörten sie bei der Offensive Türen und
Fenster vieler Häuser.
Bei den gewaltsamen Übergriffen der Polizei sollen
Tränengasbomben in die Häuser geworfen worden sein.
Dabei wurden auch zehn Kinder verletzt, unter ihnen ein gerade 9
Tage alter Säugling. Drei Männer und eine Frau sollen
von den Gummigeschossen getroffen und schwerverletzt worden sein.
Bei der Razzia wurde vor allem der Mapuche Jaime
Huenchullán gesucht. Er wird beschuldigt, einen
terroristischen Brandanschlag im Jahre 2006 verübt zu haben.
Der junge Mapuche wurde bereits mehrfach verhaftet und ohne
stichfeste Anklage mit haltlosen Beweisen lange Zeit in
Untersuchungshaft gehalten. Nach seiner Freilassung tauchte er
unter, denn er zweifelt daran, dass man ihm einen fairen Prozess
zubilligen würde. Das Sondereinsatzkommando durchsuchte
Wohnungen nach Waffen und befragte die Bewohner, wo sie die
untergetauchten Mapuche verstecken würden.
Quelle: http://de.mapuches.org/info/temucuicui080828.html