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Chile

Italienischer Fotograf und Menschenrechtsaktivist der Gesellschaft für bedrohte Völker Südtirol kurzzeitig verhaftet und verhört

Bozen, 9. Februar 2010

Gewalt der Polizei in Temucuicui gegen Mapuche. Gewalt der Polizei in Temucuicui gegen Mapuche.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker Südtirol (GfbV) ist zutiefst beunruhigt über die Verhaftung des Fotografen Massimo Falqui Massidda in Ercilla im Süden Chiles. Dieser ist bereits seit zweieinhalb Monaten für die GfbV in Chile, um im Rahmen einer zukünftigen Ausstellung die Lebenswelt der Mapuchegemeinschaften fotografisch zu dokumentieren. Am vergangenen Mittwoch, den 3. Februar wurde Massimo gegen 19.00 Uhr ohne jeglichen Grund von einem Polizeiwagen aufgehalten, während er mit dem Fahrrad entlang einer öffentlichen Straße in Ercilla fuhr. Man brachte ihn in eine Kaserne, wo man seine Dokumente kontrollierte und ihn verhörte. Dies ist in Chile illegal, denn vor allem einem Verhör muss ein Gerichtsbescheid vorausgehen. Im Verhör ging es um die Beziehung des Fotografen zu verschiedenen Mitgliedern der Mapuche - Gemeinschaft in Temuicuiui, bei welchen er sich zur Zeit aufhält.

"Dies war ein eindeutiger Versuch, mich einzuschüchtern und in meiner Arbeit zu behindern, welcher einzig und allein damit zusammenhängt, dass ich in einer Mapuche - Gemeinschaft lebe", erklärte der Menschenrechtsaktivist nach seiner Freilassung, "AusländerInnen, welche kommen, um die Lebensweise der Mapuche zu dokumentieren werden streng kontrolliert. Dies ist nicht demokratisch. Ich mache hier nichts Schlechtes, sondern einfach nur meine Arbeit." Kurzzeitige Verhaftungen von JournalistInnen, welche die Realität der Mapuche in Chile dokumentieren wollen, sind keine Seltenheit.

Im Jahr 2008 wurden die französischen Journalisten Christopher Czril Harrison und Joffrez Paul Rossj während ihres Aufenthalts in Temuicuicui verhaftet. Im selben Jahr beschlagnahmte die chilenische Polizei das gesamte Datenmaterial zweier italienischer Reporter - Dario Ioseffi und Gabriele Giuseppe - und verwies sie in der Folge des Landes. Auch das Filmmaterial der Chilenin Elena Varela, welche bei den Mapuche Material für eine Dokumentation gesammelt hatte, wurde durch die Polizei in Chile in Gewahrsam genommen.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen machte die damalige Regierung Bachelet bereits im vergangenen Mai im Rahmen der Allgemeinen periodischen Überprüfung der Menschenrechtslage, auf die Illegalität solcher Vorgehensweisen aufmerksam. Im Rahmen dieser Überprüfung müssen die Staaten über die allgemeine Situation der Menschenrechte im Land in Bezug auf internationale Abkommen informieren. Der Menschenrechtsrat der UNO brachte diesbezüglich über 70 Ratschläge für den chilenischen Staat vor: dabei ging es unter Anderem um "die Untersuchung all jener Fälle von Verhaftungen und Ausweisungen von JournalistInnen und FernsehproduzentInnnen, welche zu den Problemen der Mapuche arbeiten." Dieser Punkt wurde von der Regierung in Chile aufgeschoben und bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet.