In: Home > News > Ägypten: Unregelmäßigkeiten bei Referendum. Kopten stimmen gegen Verfassungsänderungen
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Bozen, Göttingen, 21. März 2011
Massenproteste in Ägypten.
Die Kopten haben beim Referendum am Samstag mehrheitlich gegen
eine Änderung der ägyptischen Verfassung gestimmt.
"Ägyptens Christen fordern eine neue Verfassung, die ein
säkulares Staatssystem einführt, und das erfüllen
die neun vorgesehenen Verfassungsänderungen nicht",
berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in
Göttingen. "Da sich die Muslimbruderschaft, die von den
Kopten besonders gefürchtet wird, für die Annahme
ausgesprochen hatte, votierten die meisten Christen gegen die
Änderungsvorschläge." In Oberägypten beklagten
Angehörige der religiösen Minderheit, dass sie zum Teil
an der Abstimmung gehindert wurden.
In der Stadt Naga Hammadi wurden willkürlich Wahllokale
geschlossen, als Kopten vor den Einrichtungen anstanden, um ihre
Stimme abzugeben. Ein lokaler koptischer Priester kritisierte die
Schließung der Lokale als skandalös. In der Region
stellen Christen die Mehrheit der Bevölkerung.
Außerdem berichteten Augenzeugen, dass muslimischen
Bürgern in einigen Wahllokalen mehrere Stimmzettel gegeben
worden seien. Das Oberste Justiz-Komitee Ägyptens
bestätigte kleine Unregelmäßigkeiten bei dem
Referendum, die jedoch keinen Einfluss auf das Gesamtergebnis
gehabt hätten.
Die Kopten verlangen vor allem die Abschaffung des umstrittenen
Artikels 2 der Verfassung, der den muslimischen Charakter des
Landes festschreibt. Ihnen gehen die vorgeschlagenen
Verfassungsänderungen - Begrenzung der Präsidentschaft
auf zwei Legislaturperioden, Verringerung der Legislaturperiode
von sechs auf vier Jahre, neue Kriterien für
Präsidentschaftskandidaten - nicht weit genug.
Tagelang hatten vor dem Referendum mehrere tausend Kopten in
Kairo gegen Gewalt und Kirchenzerstörungen demonstriert. Die
Demonstrationen waren vom Militär zum Teil gewaltsam beendet
worden. Seit Jahresbeginn sind mindestens 47 Kopten bei
gewaltsamen Auseinandersetzungen und Übergriffen
getötet worden.
Nach offiziellen Angaben sprachen sich 77,2 Prozent der
Teilnehmer an dem Referendum für eine Annahme der
Verfassungsänderungen aus. Nur 22,8 Prozent sollen die
Änderungen abgelehnt haben. Die Kopten stellen rund zehn
Prozent der 85 Millionen Bürger Ägyptens. Neben den
Kopten hatten sich auch verschiedene liberale und linke Parteien
für eine Ablehnung der Änderungen ausgesprochen und
stattdessen die Ausarbeitung einer neuen demokratischen
Verfassung gefordert.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110309de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110224ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110221ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110215de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110204ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110126de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110103de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090504de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090403ade.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080603de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050502de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2005/051109de.html
| www.gfbv.it/3dossier/me/kopten.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Koptische_Kirche